Eine Freundschaft kann in vielerlei Hinsicht besondere Vorzüge haben. Geht es uns schlecht, haben wir eine Schulter, an der wir uns anlehnen können. Machen wir besondere Erfahrungen, haben wir die wertvolle Chance, diese mit den Menschen zu teilen, die uns wichtig sind. Und im Gegenzug zeigen wir unsere Wertschätzung, wann immer wir die Chance haben, zum Wohlergehen unseres Freundes etwas beitragen zu können. Problematisch wird es jedoch, wenn es sich um eine einseitige Freundschaft handelt, in der ein Ungleichgewicht im Geben und Nehmen herrscht.
Während eine normale Freundschaft darauf baut, dass man sich gegenseitig unterstützt, wird in der einseitigen Freundschaft die meiste Zeit und Kraft von nur einer Person erbracht, um die Freundschaft aufrechtzuerhalten. Wenn der Freund etwas braucht, wartet er nicht lange und sucht deine Hilfe. Doch wenn du einmal eine freundschaftliche Unterstützung brauchen solltest, ist er eigenartigerweise nicht erreichbar.
Fakt ist, dass eine einseitige Freundschaft für Verzweiflung sorgen kann. Und das ist besonders dann der Fall, wenn die Person einem am Herzen liegt und man stets das Gefühl hat, dass die eigenen Bedürfnisse keine Rolle spielen.
Solltest auch du dich in einer einseitigen Freundschaft befinden, sollten dir die nachfolgenden Tipps zeigen, was ihre Anzeichen sind und was du tun solltest, um deine eigenen Nerven zu schonen.
Die einseitige Freundschaft und ihre Anzeichen
Es herrscht ein Ungleichgewicht im Geben und Nehmen
Es ist völlig normal, dass man manchmal mehr Hilfe von einem Freund benötigt, als man im Gegenzug wieder zurückgeben kann. So gibt es Freundschaften, die sogar dann hervorragend funktionieren können, wenn es eine Person geben sollte, die stets etwas mehr Unterstützung braucht und keine Möglichkeit hat, sich erkenntlich zu zeigen.
In einer gesunden Freundschaft sollte jedoch ein ungefähres Gleichgewicht herrschen. Benötigt man die Hilfe eines Freundes, sollte man keine Zweifel daran haben, dass seine Bereitschaft dir zu helfen, nicht vorhanden ist.
Jemand, der deine Hilfe liebend gern annimmt, aber keine Bereitschaft zeigt, sich in entscheidenden Momenten für deine Bedürfnisse einzusetzen, ist jemand, der dich ausnutzt.
Es dreht sich stets um die andere Person
Wenn ein Mensch aufrichtiges Interesse an dir hat, wird er besonders in Konversationen unter Beweis stellen, dass er ein guter Zuhörer ist. Und auch wenn persönliche Probleme einmal im Weg stehen sollten, wird er sicherstellen, dass deinem Anliegen in absehbarer Zeit Beachtung geschenkt wird.
Befindest du dich in einer einseitigen Freundschaft, wirst du öfter das Gefühl haben, dass sich die Unterhaltungen, die ihr führt, hauptsächlich um die andere Person drehen. Sobald du anfängst zu reden, wirst du schnell bemerken, wie die Konversationen wieder in Richtung des Freundes gelenkt und seine Interessen in den Fokus gestellt werden. Bei Verabredungen scheinst du ein Wörtchen mitreden zu können, doch am Ende hat dein Freund das letzte Wort.
Wenn dir diese Szenarien bekannt vorkommen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du dich in einer einseitigen Freundschaft befindest.
Warum einseitige Freundschaften problematisch sind
Eine einseitige Freundschaft kann nicht nur nervig sein, sondern auch andere negative Folgen mit sich ziehen, die man manchmal auf Anhieb gar nicht erkennt.
Vielleicht investierst du nicht besonders viel in die einseitige Freundschaft und bist deshalb davon überzeugt, dass sich die Dinge eines Tages zum Besseren wandeln könnten. Eine Person, die nur nimmt, aber nicht dazu in der Lage ist, zu geben, kann jedoch eine ernsthafte Gefährdung für unser psychisches Wohlergehen sein.
Nachfolgend gehe ich auf die typischsten Nebenwirkungen ein, die von einer einseitigen Freundschaft begleitet werden.
Man fühlt sich trotz Freundschaft einsam
Es ist nachvollziehbar, wenn man der Einsamkeit entgegenwirken möchte und an einer Freundschaft festhält, die für uns nicht viel springen lässt. Denn immerhin ist kaum etwas unangenehmer als Einsamkeit. Das Problem einer einseitigen Freundschaft ist jedoch, dass sie uns im Glauben lässt, dass wir eine bedeutsame Verbindung zur anderen Person aufbauen. Nicht selten passiert es aber, dass wir uns trotz der Zeit, die wir mit unserem Freund verbringen, noch immer einsam fühlen.
Eine einseitige Freundschaft raubt uns die Zeit und Energie, die wir in sie hineinstecken, nur um am Ende mit leeren Händen dastehen zu müssen. Demnach besteht die Chance, dass wir auch die Lust daran verlieren, unsere Zeit mit anderen Freunden zu verbringen.
Stets am Hungerhaken hängen zu müssen, nagt an unserem Selbstwertgefühl und sorgt früher oder später dazu, dass auch unser Vertrauen für andere Menschen darunter leidet.
Das Selbstbewusstsein kann gefährdet sein
Während eine ausbalancierte Freundschaft uns ein Gefühl der Zugehörigkeit und Wärme vermitteln kann, sieht es in einer einseitigen Freundschaft meist anders aus.
Stets darüber grübeln zu müssen, wie ein Freund über dich denkt, kann dazu führen, dass man stets auf Eierschalen läuft, in der Hoffnung, dadurch die Verbindung stärken zu können, die bisher ausblieb. Man fühlt sich abgelehnt, hat Angst die Person zu beleidigen oder etwas Falsches zu sagen.
Die einseitige Freundschaft kann dazu führen, dass wir stets den Fehler bei uns suchen, um uns einen Reim darauf machen zu können, wieso der Freund nicht mehr in unsere Bindung investiert. Und genau diese Selbstkritik kann sich, ohne dass du es überhaupt bewusst wahrnimmst, auf alle deine anderen Beziehungen zu deinen Mitmenschen negativ beeinflussen.
Wie man mit einer einseitigen Freundschaft umgehen sollte
Gewinne Abstand, um einen klaren Kopf zu bekommen
Sich vorübergehend zurückzuziehen und kein Sterbenswort von sich zu geben, kann hilfreich sein, wenn man eine Auszeit braucht und nicht mehr weiterweiß.
Versuche dich für ein bis zwei Wochen von deiner einseitigen Freundschaft zu distanzieren und achte darauf, ob die Person sich bei dir meldet. Sollten Wochen vergehen und hast du noch immer kein Wort von ihr gehört, solltest du ernsthaft darüber nachdenken, ob die Freundschaft es wert ist, am Leben gehalten zu werden.
Die Distanz kann dir ebenso dabei helfen, deine Freundschaft aus einer anderen Perspektive betrachten zu können. Vielleicht wirst du im Nachhinein bemerken, dass du sie viel weniger benötigst, als du dachtest.
Sei klar und deutlich, wenn es um deine Bedürfnisse geht
Natürlich würde ein Mensch, der sich wenig für dich interessiert, nicht zugeben, dass dem so ist. Viel eher würde er versuchen, dich in dem Glauben zu lassen, dass du dir die Einseitigkeit eurer Freundschaft nur einbildest. Sobald du jedoch versuchst, Pläne zu gestalten oder eine Antwort auf deine Nachrichten zu bekommen, ist es absehbar, dass du wieder enttäuscht wirst.
Daher ist es wichtig, dass du deine Intentionen klar äußerst und die Person wissen lässt, dass du dich nicht weiterhin dazu bereit erklärst, die Freundschaft alleine auf deinen Schultern zu tragen.
Die einseitige Freundschaft – Triff eine Entscheidung
Wenn du dich gegen die einseitige Freundschaft entschieden hast, ist es wichtig, dass du dein Vorhaben durchziehst. Mit Sicherheit wirst du einzelne Momente erleben, in denen du deine Entscheidung hinterfragen und Schwäche zeigen wirst.
Sich gegen die Freundschaft zu entscheiden, bedeutet, dass du dich für dein Wohlergehen entscheidest. Solltest du jedoch gelegentlich wieder der Versuchung verfallen, den Kontakt zu suchen, signalisierst du der Person damit, dass sie dich womöglich zukünftig wieder ausnutzen kann, sobald sie eine Gelegenheit dazu bekommt.
Distanzierst du dich, kann es natürlich sein, dass du damit einen Warnschuss abgibst, der die Person zum Umdenken bringt. Wenn deine Freundschaft wertgeschätzt wird, wird die Person spätestens zu diesem Zeitpunkt bemerken, dass sie sich ins Zeug legen muss, um dich nicht verlieren zu müssen.
Es ist dir überlassen, ob du in absehbarer Zeit der Freundschaft eine zweite Chance geben wirst. Ich gebe dir jedoch den Rat, erst darauf zu warten, dass die Person durch ihr Verhalten die Bereitschaft zeigt, sich zukünftig mehr für dich anstrengen zu wollen.
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