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Selbstbewusstsein ist ein Begriff, der berechtigterweise in vielen verschiedenen Lebensbereichen Gebrauch findet. Unabhängig davon, ob wir über unser psychisches Wohlbefinden oder das Erreichen unserer Ziele sprechen: Selbstbewusstsein spielt für ein lebenswertes und erfolgreiches Leben eine sehr wichtige Rolle. Zwar scheinen alle auf den ersten Blick ganz genau zu wissen, was man mit Selbstbewusstsein meint. Im Alltag zeigt sich jedoch oft, dass wir alle ein unterschiedliches Verständnis davon haben. Deshalb möchte im Nachfolgenden auf die Frage „Was ist Selbstbewusstsein?“ eingehen.

Die Definition von Selbstbewusstsein

In der Psychologie gibt es keine offizielle Definition für Selbstbewusstsein. Dennoch gibt es bekannte englischsprachige Studien, die der eigentlichen Bedeutung dieses Wortes auf den Grund gehen.

In einem wichtigen Beitrag (Bénabou & Tirole, 2002, Self Confidence and Personal Motivation) wird behauptet, dass Selbstbewusstsein der Glaube an sich selbst bedeutet. Eine andere wissenschaftliche Arbeit versucht der Sache präziser auf den Grund zu gehen und definiert Selbstbewusstsein als eine hohe Selbsteinschätzung der Fähigkeiten bei vorherigen und zukünftigen Leistungen. Man könnte also sagen, dass eine selbstbewusste Person einen gewissen Stolz in ihren bisherigen Leistungen sieht und auch zukünftig an die eigene Kompetenz bei der Bewältigung von Problemen glaubt. Vertraut man jedoch der American Psychological Association, dem weltweit größten Psychologenverband, bedeutet Selbstbewusstsein das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Kompetenzen und dem Urteilsvermögen.

Selbstbewusste Menschen neigen in der Regel dazu, ein ausgeprägteres Wohlbefinden als weniger selbstbewusste Menschen zu haben. Das hat hauptsächlich etwas damit zu tun, dass der Glaube an die eigene Kompetenz Menschen dazu motiviert, zu handeln und die persönlichen Ziele zu erreichen.

In der Psychologie differenziert man oft zwischen den Begriffen Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl, die sich bei oberflächlicher Betrachtung sehr ähneln, jedoch ihre eigenständige Daseinsberechtigung haben.

Der Unterschied zwischen Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl

Unser Glaube an unsere Fähigkeiten hat einen starken Einfluss darauf, wie wir denken, handeln und uns selbst betrachten. Die meisten Menschen können ihre Ziele benennen und äußern, was sie gerne an ihrem Leben verändern möchten. Ebenso wissen sie aber, dass das Erreichen dieser Ziele in der Regel mit Schwierigkeiten verbunden ist.

Laut Albert Bandura entscheidet die Selbstwirksamkeit eines Menschen darüber, wie man Ziele, Aufgaben und Herausforderungen im Leben betrachtet. So würden Personen mit einer ausgeprägten Selbstwirksamkeit daran glauben, dass Herausforderungen etwas sind, die es zu bewältigen gilt. Wenn es um ihre Interessen geht, neigen Menschen mit ihr dazu, an ihren Vorhaben festzuhalten und sich schneller von Rückschlägen und Enttäuschungen im Leben zu erholen.

Menschen mit einem schwach ausgeprägtem Gefühl von Selbstwirksamkeit meiden Herausforderungen und glauben stets daran, dass Hindernisse außerhalb ihres Kompetenzbereichs liegen. Für Misserfolge machen sie sich stets selbst verantwortlich und konzentrieren sich auf negative Ergebnisse, statt auf ihre bisherigen Erfolge.

Spricht man hingegen vom Selbstwertgefühl, ist damit der Wert gemeint, den eine Person sich selbst zuspricht. Man könnte also sagen, dass man mit einem hohen Selbstwertgefühl eine besonders gute Beziehung zu seinem eigenen Dasein hat. Während das Selbstbewusstsein sich überwiegend auf die Kompetenzen einer Person beschränkt, bezieht sich das Selbstwertgefühl auf die Wahrnehmung der eigenen Person im Verhältnis zu ihren Mitmenschen.

Dabei ist es wichtig anzumerken, dass das Selbstwertgefühl eines Menschen im Verlauf des Lebens schwanken kann und nie festgesetzt ist. Daher besteht für jede Person stets die Möglichkeit, das eigene Selbstwertgefühl zu verbessern.

Die Konsequenzen eines geringen Selbstbewusstseins

Viele Menschen haben mit einem geringen Selbstbewusstsein zu kämpfen. Während es sich bei manchen von ihnen wie eine Konstante durch das ganze Leben zieht, führen bei einigen Personen nur bestimmte Situationen dazu, dass ihr Selbstbewusstsein schwankt.

Hast du ein geringes Selbstbewusstsein, wirst du feststellen, wie enttäuschende Erlebnisse die Art und Weise, wie du dich in deiner eigenen Haut fühlst, negativ beeinflussen. Bei vielen Individuen führen diese Selbstzweifel sogar zu einem Teufelskreis, in dem negative Denkweisen zu negativen Erfahrungen im Leben führen und es ihnen dadurch schwerfällt, der Zukunft positiv entgegenzusehen. Und diese pessimistische Einstellung führt bei ihnen früher oder später nur zu weiteren enttäuschenden Erfahrungen, die ihre negative Denkweise verstärken.

Mit einem niedrigen Selbstbewusstsein würde zum Beispiel ein Schüler ein Diktat mit einer schlechten Note zurückbekommen und sich denken: „Das war ja klar! Ich bin einfach viel zu dumm und werde niemals eine bessere Arbeit schreiben können.

Ein Schüler mit einem gesunden Selbstbewusstsein hingegen würde konstruktiver mit seinem Rückschlag umgehen, ohne dabei seine Fähigkeiten anzuzweifeln: „Ich bin mir sicher, dass ich bei der nächsten Arbeit besser abschneiden werde, wenn ich eine Lernmethode anwende, die besser zu mir passt.

Wenn der innere Kritiker urteilt

Bei vielen Menschen nehmen die Selbstzweifel so sehr Überhand, dass ihre innere Stimme einem Kritiker ähnelt, der alles Erlebte durch eine pechschwarze Brille betrachtet und verurteilt. Haben Betroffene mit ihm zu kämpfen, plagen sie in der Regel Traurigkeit, Wut oder sogar Angstzustände, die ihre allgemeine Lebenszufriedenheit maßgeblich verschlechtern.

Die destruktiven Denkmuster betroffener Personen sorgen in der Regel dafür, dass sie

  • die eigenen Stärken und Kompetenzen ignorieren, während sie sich auf ihre Schwächen konzentrieren
  • stets das Schlimmste erwarten
  • dem inneren Kritiker Glauben schenken
  • Herausforderungen vermeiden, da sie Angst vor Kritik und Niederlagen haben
  • Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit anderen Menschen haben
  • unter sozialen Ängsten leiden
  • eine verminderte Selbstachtung haben, die andere Menschen dazu veranlasst, respektlos mit ihnen umzugehen

Warum Selbstbewusstsein so wichtig ist

Wie du bereits feststellen konntest, ist Selbstbewusstsein sehr wichtig, wenn man ein erfülltes und glückliches Leben führen möchte. Daher gehe ich im Nachfolgenden auf 3 positive Nebeneffekte ein, von denen selbstbewusste Menschen profitieren. Diese Vorteile zu kennen, ist besonders wichtig und sollte dich dazu animieren, stets an deinem Selbstbewusstsein zu arbeiten.

Selbstbewusstsein führt zu mentaler Stärke

Das Leben steckt nicht nur voller positiver Überraschungen, sondern auch negativer Rückschläge, die es zu bewältigen gilt. Selbstbewusstsein gibt dir die wichtigen Fähigkeiten, die beim Umgang mit schlechten Erfahrungen äußerst wichtig sind. Sollten dein Leben also ein weiteres Mal nicht so verlaufen, wie du es dir wünscht, kann nur ein gesundes Selbstbewusstsein dir die Mittel geben, mit den Schwierigkeiten des Lebens umzugehen.

Nur dann, wenn du stets darum bemüht bist, Herausforderungen im Leben anzunehmen, wirst du feststellen, dass Niederlagen für dein persönliches Wachstum existieren. Daher ist es unglaublich wichtig zu verstehen, dass Misserfolge keineswegs gemieden werden sollten. Stattdessen ist es für ein gesundes Selbstbewusstsein wichtig, Hürden im Lebens als Wachstumschancen anzusehen.

Selbstbewusstsein verbessert deine Beziehungen

Menschen mit niedrigem Selbstbewusstsein neigen dazu, ständig in ihren eigenen Gedanken versunken zu sein. Sie verfügen aufgrund ihres inneren Kritikers meistens nicht über die mentalen Kapazitäten, um sich voll und ganz auf die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen zu konzentrieren. Befinden sie sich in einer Unterhaltung, sind sie meist zu beschäftigt mit sich selbst, um ihrem Gegenüber mit voller Aufmerksamkeit zu begegnen.

Ein gesundes Selbstbewusstsein führt dazu, dass du im Umgang mit Menschen gelassener bist und dir weniger Sorgen darum machst, welchen Eindruck du bei anderen hinterlässt. Deine entspannte Art wird dir dann dabei helfen, zu anderen Personen eine tiefere Bindung aufzubauen.

Selbstbewusstsein führt zu weniger Ängsten

Kennst du das, wenn du wiederholt unangenehme Situationen, die du einmal erlebt hast, durchlebst? Dieses Grübeln betrifft meistens Personen mit einem besonders niedrigen Selbstbewusstsein und führt bei Betroffenen oft zu Depressionen und Angstzuständen.

Umso selbstbewusster du bist, umso leichter wird es dir fallen, den pessimistischen Kritiker in deinem Kopf ruhigzustellen. Glaubst du an deine eigene Kompetenz, kannst du dem Leben vorurteilsfrei begegnen und nur so ein wirklich lebenswertes Leben führen.

5 Tipps, wie du dein Selbstbewusstsein stärkst

Kämpfe gegen deinen inneren Kritiker an

Vielleicht hat dein innerer Kritiker schon seit vielen Jahren das letzte Wort und dazu beigetragen, dass dein Leben nicht so verläuft, wie du es dir vorstellst. Ziehe es daher in Erwägung, die Stimme in deinem Kopf anzuzweifeln.

Ist man erst einmal in einem Teufelskreis von negativen Gedanken gefangen, fällt es betroffenen Personen schwer, positive Erfahrungen zu machen, die den inneren Kritiker ruhigstellen könnten. Daher ist es besonders wichtig, deine typischen Denkmuster zu durchbrechen. Gönne dir gelegentlich Momente, in denen du dein Leben Revue passieren lässt und dir für deine bisherigen Erfolge Anerkennung schenkst – auch wenn es nur kleine Errungenschaften waren. Für Menschen ohne Selbstbewusstsein ist es nämlich sehr typisch, dass sie ihre Misserfolge dramatisieren, während sie ihre Fortschritte herunterspielen.

(Relevant: Endlich selbstbewusst – Alles, was du für ein hohes Selbstbewusstsein wissen musst)

Du bist, was du denkst

Umso mehr du über etwas nachdenkst, desto wahrscheinlicher wird es ein Teil deiner Realität. All die Dinge, über die du nachdenkst, werden früher oder später ein Teil deiner mentalen Prozesse sein und ihren Einfluss in deinem Verhalten ausüben. Wenn du andauernd über Mut und Durchsetzungskraft nachdenkst, wirst du feststellen, dass du dir mit der Zeit diese Eigenschaften angenommen hast. Fokussierst du dich auf die Person, die du gerne sein möchtest, prägst du Teile deines Unterbewussten, die dich auf dem Weg der Entwicklung begleiten.

In diesem Sinne kann man sagen, dass deine jetzigen Umstände und auch deine Person das Ergebnis von Gedanken sind, denen du erlaubt hast, Platz in deinem Kopf einzunehmen. Das Intelligenteste, was du also von nun an tun kannst, ist es, dich auf Gedanken zu konzentrieren, die mit der Person, die du gerne sein möchtest, Einklang finden. Denn auch die Art und Weise, wie du deine Umwelt wahrnimmst, wird maßgeblich von deinen Gedanken beeinflusst.

Versuche also zukünftig, deine Gedanken im Auge zu behalten und ausschließlich über Dinge nachzudenken, die mit einem positiven Selbstbild vereinbar sind. Bemühe dich, negativen oder furchteinflößenden Überlegungen keinen Platz in deinem Kopf zu lassen. Sehr schnell wirst du merken, dass du somit auch die Wahrnehmung deiner Umwelt positiv beeinflussen wirst.

Setze dir realistische Zwischenziele

Ziele können einem Angst einjagen, wenn man die Messlatte zu hoch ansetzt. Viele Menschen neigen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten anzuzweifeln, weil sie sich stets riesige Ziele setzen, die zu weit in der Ferne liegen und daher auch schwer zu erreichen sind. Stattdessen solltest du dein Ziel in Zwischenziele aufteilen, damit du auch deine kleinen Erfolge leichter wahrnehmen kannst und dadurch nicht deine Motivation verlierst.

Daher ist es besonders ratsam, dass du nicht nur eine To-do-Liste führst, sondern auch eine „Habe ich bereits erledigt„-Liste, die dir vor Augen hält, welche Hürden du bereits bewältigt hast.

Menschen, die unorganisiert an ihre Ziele herangehen, verfallen früher oder später einem Gefühl der Machtlosigkeit. Sie verlieren ihren Überblick für all die Dinge, die sie bereits geleistet haben und konzentrieren sich nur auf das große Ziel, das noch meilenweit entfernt ist. Und genau diese Machtlosigkeit führt bei vielen von ihnen dazu, dass sie aufgeben und ihre Ziele in den Wind schießen.

Vergleiche dich nicht mit anderen Menschen

Unabhängig davon, ob du dein Aussehen oder deine Erfolge mit anderen vergleichst, sind Vergleiche keineswegs gesund. Besonders in der heutigen Zeit neigen viele Menschen in sozialen Medien wie Instagram dazu, ein unrealistisches Bild von ihrem Leben zu verkaufen. Viele leichtgläubige Menschen fallen dann auf diesen Anschein herein und müssen feststellen, wie ihr psychisches Wohlbefinden unter dem Vergleich mit anderen leidet.

Erinnere dich stets daran, dass der Vergleich mit anderen Menschen dich im Leben nicht weiterbringen wird. Fokussiere dich stattdessen stets auf dich und vergleiche dich mit der Person, die du gestern warst. Dadurch erhältst du nicht nur einen guten Eindruck davon, was du in deinem Leben bereits erreicht hast, sondern auch davon, was das Leben noch für dich bereithält, wenn du weiterhin an dir arbeitest.

Lerne es, Nein zu sagen!

Für ein felsenfestes Selbstbewusstsein ist es unglaublich wichtig, dass man es lernt, Nein zu sagen. Auf den ersten Blick scheint der Gedanke, andere Menschen auf ihr Fehlverhalten nicht hinzuweisen, der leichtere Weg zu sein. Viele Menschen glauben nämlich, dass sie somit Konflikten aus dem Weg gehen und sich das Leben dadurch leichter machen. Doch der Schein trügt. Wenn du anderen Menschen erlaubst, sich dir gegenüber respektlos zu verhalten, kannst du nicht erwarten, dass du dir selbst mit Respekt begegnest. Der Preis, den du mit dem Tolerieren von respektlosem Verhalten bezahlst, ist daher unglaublich hoch. Denke in schwierigen Momenten mit deinen Mitmenschen also stets an deine Selbstachtung. Sie zu riskieren, wirst du früher oder später mit einem mangelndem Selbstbewusstsein büßen.


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