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Wir alle wurden schon einmal verletzt und es ist auch kaum möglich, das Leben zu bestreiten, ohne bereits eine große Enttäuschung durchgemacht zu haben. Vergangenes können wir zwar nicht rückgängig machen und wir können auch nicht verhindern, dass uns noch einmal tiefe Wunden zugefügt werden, doch wir können Einfluss darauf nehmen, wie wir mit unseren negativen Erfahrungen umgehen. Denn mit Sicherheit würdest du es bevorzugen, das Leben von nun an wieder aktiver anzugehen, anstatt endlos in der Vergangenheit stecken zu bleiben und dir Gedanken über Dinge zu machen, die du nicht mehr ändern kannst. Nun stellt sich die Frage: „Wie kann ich meine Vergangenheit loslassen? Ist das überhaupt möglich? Oder bin ich auf ewig dazu verdammt, mich mit meinen schlechten Erfahrungen auseinanderzusetzen?

Betrachten wir zunächst, was die meisten Menschen tun, die Schwierigkeiten damit haben, sich endlich von ihrer Vergangenheit zu verabschieden. Die meisten von ihnen geben anderen die Schuld für ihre emotionalen Schmerzen. Viele von ihnen haben das Gefühl, dass man ihnen bewusst Schlechtes antun wollte. Und das weckt in den meisten Personen, die im Nachhinein mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen, das Bedürfnis, eine Entschuldigung zu bekommen. Auf diese Weise wollen sie sicherstellen, dass der Übeltäter endlich Einsicht zeigt und sich eingesteht, dass das was er tat, falsch war.

Wie Schuld die Macht in die Hand des Schuldigen legt

Wenn du die Schuld auf jemand anderes schiebst, besteht das Problem, dass du dich dadurch machtlos machst. Wenn du die Person, die deiner Meinung nach Schuld ist, konfrontierst, besteht die Option, dass sie ihre Schuld nicht einsieht. Vielleicht würde sie sogar sagen: „Na und? Mir doch egal! Ich bin mir keiner Schuld bewusst!„. Dadurch gibst du der Person die Macht, dich mit all deiner Wut und deinen Schmerzen zurückzulassen, während du nur tatenlos zusehen kannst.

Das soll natürlich nicht bedeuten, dass deine negativen Gefühle unbedeutend oder ungerechtfertigt sind. Es ist jedoch wichtig, dass du diesen Nachteil erkennst. Deshalb wäre es ratsam, wenn du deine Wut, deine Trauer, deinen Hass fühlst, und im Anschluss beiseitelegst. Einige Menschen machen es sich nämlich zur Gewohnheit, ein Leben lang an ihren negativen Gefühlen festzuhalten. Und dadurch sind sie dazu verdammt, ihre Schmerzen gedanklich immer und immer wieder zu erleben.

Im Nachfolgenden möchte ich dir Tipps mit auf den Weg geben, die dir dabei helfen sollen, deine Vergangenheit loszulassen.

Die Vergangenheit loslassen – Triff eine Entscheidung

Damit Freude und Glück wieder Teil deines Lebens sein können, musst du dir erst einmal den gedanklichen Freiraum schaffen, der momentan von Schmerzen okkupiert wird.

Es bringt nichts, einfach darauf zu warten, bis der Schmerz nachlässt. Wenn du möchtest, dass deine schmerzhaften Erinnerungen an die Vergangenheit abhauen, musst du Engagement zeigen und die Entscheidung treffen, endlich loszulassen.

Wenn du bewusst die Entscheidung triffst, dich von der Vergangenheit zu trennen, übernimmst du auch die Kontrolle und realisierst, dass du eine Wahl hast. Auf diese Weise merkst du, dass du nicht so machtlos bist, wie du bisher dachtest. Gehe von nun an ein Versprechen mit dir ein, dass du die Vergangenheit von nun an gedanklich nicht andauernd wieder durchleben willst, sobald du an die Person denkst, die deiner Meinung nach schuldig ist.

Vermeide es, dich als Opfer anzusehen

Heutzutage genießen es viele Leute, die Rolle des Opfers einzunehmen, da es sich manchmal wirklich gut anfühlt. Dadurch kann man nämlich stets anderen die Schuld geben, ohne auch nur das kleinste Bisschen Verantwortung zu übernehmen.

Das Traurige daran ist jedoch, dass es in der Regel niemanden interessiert und auch nichts an der Situation ändert. Manche Menschen nehmen ihre Gefühle so ernst, dass sie ganz vergessen, wie nichtig ihre Rolle hier auf diesem Planeten ist. Sie sind der Meinung, dass die Welt ihnen etwas schuldet und trotzen sofort, wenn ihnen etwas passiert, was ihnen nicht in den Kram passt.

Es ist jedoch wichtig, dass du realisierst, dass du eine Wahl hast. Entweder du entscheidest dich dazu, wütend darüber zu sein, dass dir jemand Schlechtes angetan hat oder du triffst die Entscheidung, dich endlich besser zu fühlen. Übernimm die Verantwortung für deine Zufriedenheit und vermeide es, so viel Macht in die Hände von Menschen zu legen, die nicht so sehr an deinem Wohlergehen interessiert sind wie du.

Sei ehrlich: Wie fühlt es sich für dich an, dass die Person, die dir Unrecht antat, noch heute so viel Macht über dich hat?

Lasse vorher deinen Gefühlen freien Lauf

Es ist wichtig, dass du deinen Gefühlen freien Lauf lässt. Dabei ist es ganz egal, ob du das vor der Person machst, die du für deine negativen Erfahrungen verantwortlich machst oder ob du deinen Frust bei einem guten Freund/einer guten Freundin herauslässt. Auch möglich wäre es, einen ausführlichen Brief zu schreiben, in dem du deine Gefühle zum Ausdruck bringst. Selbstverständlich musst du ihn nicht abschicken und kannst ihn im Anschluss einfach in den Müll werfen. Ziel dieser Herangehensweise ist es, dass du deinen ganzen Unmut aus dir rausbekommst und im Anschluss verstehst, was für deine negativen Gedanken die wirkliche Ursache ist.

Auch dann, wenn du frustriert darüber bist, dass jemand dir Unrecht antat, gibt es in den meisten Fällen aber auch eine Teilschuld, die die sich schuldig fühlende Person übernehmen sollte. In den seltensten Fällen ist es nun mal so, dass man einfach jemandem die gesamte Schuld zusprechen kann. Versuche daher, um jeden Preis deine Lektion aus dieser Sache zu lernen. Es ist wichtig, dass du im Nachhinein sagen kannst, welchen Fehler du begangen hast und wie du dein gewonnenes Wissen von nun an einsetzen kannst, damit dir so etwas nicht noch einmal passiert.

Vergebe und vergib dir selbst

Manchmal sind wir so frustriert und verärgert über etwas, dass wir es nicht einmal für möglich halten, jemanden zu vergeben. Dabei ist es wichtig, zu verstehen, dass Vergebung nicht bedeuten muss, dass man das Verhalten der besagten Person toleriert oder sogar gutheißt. Vergebung bedeutet, dass man sich darüber im Klaren ist, dass einem Unrecht passiert ist, man dem Schuldigen jedoch trotzdem vergibt.

Manch einer würde behaupten, dass Vergebung etwas mit Schwäche zu tun hat. Dies ist jedoch nicht wirklich der Fall. Viel eher zielst du mit Vergebung darauf ab, deinem eigenen Wohl zu dienen, als jemand anderen damit etwas Gutes zu tun. Denn immerhin bist du die Person, die einen Schlussstrich ziehen und sich von nun an auf ein besseres Leben konzentrieren möchte.

Vergebung gibt dir nicht nur die Chance, dich ein für alle Mal von etwas zu verabschieden. Sie gibt dir ebenso die Möglichkeit, dich für einen Moment in die Position der anderen Person zu verfrachten und darüber nachzudenken, wie es wohl wäre, an seiner/ihrer Stelle zu sein.

Dir selbst zu vergeben spielt eine genauso wichtige Rolle. Denn vielleicht gibst du dir für die momentane Situation eine Teilschuld. Nichtsdestotrotz ist es nun an der Zeit, dir dafür zu vergeben, damit du dich in Zukunft dafür nicht mehr fertig machen musst.

Übe Achtsamkeit und fokussiere dich auf die Gegenwart

Da du von nun an die Opferrolle abgelegt und verstanden hast, dass man die Vergangenheit nicht mehr ändern kann, ist es wichtig, dass du dich von nun an auf die Gegenwart konzentrierst. Fokussierst du dich nämlich auf das Hier und Jetzt, hast du kaum noch Möglichkeiten, deiner Vergangenheit hinterherzutrauern.

Halte dir immer vor Augen, dass wenn du deinen Kopf mit destruktiven Gedanken füllst, du dir kaum eine Chance lässt, positive Aspekte des Lebens an dich heranzulassen. Konzentriere dich auf deine Ziele, Wünsche und Bedürfnisse. Triff die Entscheidung, von nun an Freude wieder ins Leben begrüßen zu wollen und die Vergangenheit in der Vergangenheit bleibenzulassen.

Wie emotionale Gewohnheiten deine Wahrnehmung beeinflussen

Eine weitere Möglichkeit, wie du deiner Vergangenheit Adieu sagen kannst, besteht darin, deine emotionalen Gewohnheiten ganz genau zu betrachten. Diese Aufgabe ist recht schwer, da sie voraussetzt, dass du über eine gewisse Introspektionsfähigkeit verfügst. Das bedeutet, dass du die Fähigkeit besitzt, nach innen zu sehen und deine emotionalen Vorgänge zu betrachten – möglichst objektiv.

Viele Menschen neigen dazu, sich ihr Leben lang an negative und destruktive Gedanken zu gewöhnen. Sie bemerken gar nicht, wie diese schlechten Gedanken ihre gesamte Wahrnehmung färben und Einfluss darüber nehmen, wie sie die Realität wahrnehmen. Das Trügerische an der Sache ist jedoch: Sie bemerken nicht, dass sie die Welt durch einen negativen Filter betrachten und denken, dass sie alles ganz genau so wahrnehmen, wie andere Menschen. Dabei können unsere emotionalen Gewohnheiten einen ganz starken Einfluss darauf ausüben, wie wir das Leben betrachten, wie wir auf äußere Umstände antworten und auch darauf, wie wir mit Rückschlägen umgehen. Deshalb ist es besonders wichtig, diesen Teufelskreis der Negativität zu durchbrechen, wenn er uns befallen hat.

Wenn du deine emotionalen Gewohnheiten identifiziert hast, kannst du erst dann den Versuch starten, eine positivere Wahrnehmung der Realität auszuprobieren. Denn im Grunde kann man sagen, dass deine Emotionen wie eine Art Muskel funktionieren. Du kannst dich dazu konditionieren, Dinge stets negativ aufzunehmen oder immer in die Opferrolle zu schlüpfen, wenn dir jemand Unrechtes tut. Oder du kannst dich dazu konditionieren, stets positiv und hartnäckig zu sein, wenn das Leben dir Steine in den Weg legen möchte.

Beobachte deine emotionalen Gewohnheiten daher ganz genau. Solltest du dich dabei erwischen, wie negative Gedanken dabei sind, dich einzunehmen, kannst du ihr Vorhaben aufhalten und versuchen, gegen eine positivere Einstellung zu tauschen. Umso öfter du das probierst, umso leichter wird es dir zukünftig fallen.

Schmerzhafte Erfahrungen passieren, damit du Lektionen aus ihnen ziehen kannst

Der intelligenteste Weg, mit dem du die Vergangenheit loslassen kannst, ist das sogenannte Reframing (Umdeutung). Wenn du negative Erfahrungen umdeutest, kann dir das behilflich dabei sein, die Vergangenheit zurückzulassen und der Zukunft positiv entgegenzusehen. Zwar gehören schmerzhafte Momente zum Leben mit dazu, aber das sinnvollste, was du tun kannst, ist es, deinen Nutzen aus dieser Erfahrung zu ziehen. Dies kannst du tun, indem du realisierst, wie wichtig negative Erfahrungen für dein persönliches Wachstum sind.

  • Zum Beispiel könntest du sehr traurig darüber sein, dass dein Partner dich betrogen hat. Du könntest dir nun Vorwürfe machen und nur das Schlechte dieser Situation vor Augen haben. Stattdessen wäre es ratsamer, wenn du daraus lernst, von nun an bei der Partnerwahl noch genauer hinzuschauen. Oder vielleicht erkennst du, warum dein Partner dich betrogen hat und wirst von nun an darauf achten, emotional nicht mehr zu abhängig von anderen zu sein und selbstbestimmter zu leben.
  • Wenn dir jemand respektlos begegnet, kannst du dir vor Augen halten, dass vor noch nicht allzu langer Zeit dich so ein Verhalten bedrückt hätte. Heute bist du jedoch schlauer und weißt, dass du das unfreundliche Verhalten anderer Menschen nicht persönlich nehmen musst.
  • Eine Person, die gerade eine Trennung durchmacht, würde versuchen, sich von nun an nicht mehr auf die Schmerzen zu konzentrieren, die mit einem Beziehungsende einhergehen. Sie könnte die Situation umdeuten und realisieren, dass der Rückschlag mit dem Ex-Partner als unglaublich wertvolle Erfahrung aufgefasst werden könnte. Diese Erfahrung könnte in der nächsten – vielleicht sogar viel bedeutsameren – Partnerschaft nützlich sein und zum Erfolg der Beziehung beitragen.

(Relevant: Sich selbst finden – 10 ultimative Tipps, mit denen du dich selbst finden wirst)

Frau schaut aus dem Fenster

Vergiss nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen

Eine schmerzhafte Vergangenheit im Alleingang loslassen zu wollen, ist ein mutiges Unterfangen. Das ist aber keineswegs notwendig oder ratsam. Viel besser wäre es, wenn du dir Unterstützung dabei suchst, die dich auf deinem Weg begleiten wird.

Wie oben bereits erwähnt, wäre es ratsam, deinen emotionalen Frust bei deinem Freund/deiner Freundin herauszulassen. Das Gleiche betrifft aber auch Familienmitglieder, solange sie an der schmerzhaften Situation nicht beteiligt sind.

Verschließe dich nicht gegenüber anderen Menschen

Wenn man von jemanden in der Vergangenheit verletzt wurde, kann man im Umgang mit anderen Menschen recht schnell paranoid werden. Denn immerhin kann es sein, dass auch andere Menschen zu den gleichen Taten fähig sind und sich der Schmerz somit aufs Neue wiederholt.

Eine solche Denkweise wird jedoch nur bezwecken, dass du Beziehungen, die du mit neuen Menschen eingehst, von vornherein belastest. Es wäre daher stets besser, wenn du dich bemühst, deine Wut zurückzulassen und nicht vom Schlimmsten auszugehen, wenn du neue Menschen kennenlernst.

Ein Fazit

Die Vergangenheit loslassen zu können, bedeutet, dass man die bewusste Entscheidung trifft, die Kontrolle über die Situation zu übernehmen. Das wiederum kann etwas Zeit und Übung in Anspruch nehmen. Daher ist es wichtig, dass du nicht zu hart mit dir bist, wenn du versuchst, die Situation von nun an aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Carl Jung sagte einmal: „Ich bin nicht das, was mir passiert ist. Ich bin das, was ich entscheide zu werden.“ Die Lektion hinter dieser Aussage ist ziemlich eindeutig: Lasse dich nicht durch das definieren, was andere dir angetan haben und übernehme die Kontrolle für dein Leben.

Die Fähigkeit zu besitzen, die Vergangenheit loszulassen, benötigt viel Stärke. Aber genau diese Stärke brauchst du, wenn du aus deinen Erfahrungen lernen und wachsen möchtest.


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