Wenn Männer Gefühle nicht zulassen – Männer im Zwiespalt

Wenn wir unsere Hüllen fallen lassen und unsere wahren Gefühle zeigen, besteht erst dann die Möglichkeit, dass das Vertrauen und die Intimität zu einem anderen Menschen wachsen kann . Wenn Männer Gefühle nicht zulassen können, hat es oftmals etwas damit zu tun, dass sie ihre eigene Verletzbarkeit nicht akzeptieren können oder Angst davor haben, sich mit ihren eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Deshalb kommt es oft vor, dass sie sich in ihren Beziehungen, die sie mit Frauen eingehen, emotional isolieren und nicht selten endet ihr Gefühlschaos in einem angespannten Kampf mit sich selbst.

Nicht ohne Grund sind männliche Gefühle für viele Frauen ein Mysterium. Gesellschaftliche Erwartungen und die Angst des Mannes, in einer oftmals erbarmungslosen Welt Schwäche zu zeigen, treiben viele von ihnen dazu, im Umgang mit ihren eigenen Gefühlen überfordert zu sein. Deshalb möchte ich im Nachfolgenden auf die Frage eingehen, warum Männer unter Umständen ihre Gefühle nicht zulassen können. Außerdem möchte ich auf die typischsten emotionalen Bewältigungsstrategien der Männerwelt eingehen, die Frauen dabei helfen könnten, ein Verständnis für das männliche Verhalten in emotionalen Krisen zu entwickeln.

Warum Männer Gefühle nicht zulassen

Für die meisten Menschen steht es gar nicht zur Debatte, ob Frauen mehr Emotionen zeigen als Männer. Grund dafür ist unter anderem, dass Männern schon früh suggeriert wird, dass der Ausdruck von Gefühlen nicht zu ihrer männlichen Identität dazugehört. Denn immerhin riskieren sie dadurch, ihren starken Eindruck, den viele von ihnen nach außen hin darstellen möchten, zu verlieren. Nicht selten zerbrechen sich deshalb Frauen darüber den Kopf, warum sich die Männerwelt im Umgang mit ihren eigenen Gefühlen so schwertut.

Werfen wir einen Blick auf psychische Erkrankungen, wird statistisch schnell ersichtlich, wie auch hier Männern ihre emotionale Isolation zum Verhängnis werden kann. Die Zahlen zeigen nämlich, dass Frauen in der Regel sehr viel häufiger diagnostiziert werden als Männer. Dies hat überwiegend etwas damit zu tun, dass Männer, sollten sie von einer psychischen Erkrankung betroffen sein, im Gegensatz zu Frauen häufig zusätzlich mit einem sozialen Umfeld zu kämpfen haben, das nicht selten mit männlichen Gefühlen überfordert ist. Diese Tatsache ist besonders fatal, wenn man sich darüber im Klaren ist, dass circa 30 % aller Männer mindestens einmal in ihrem Leben mit einer schweren Depression zu kämpfen haben, aber nur wenige von ihnen Hilfe beanspruchen.

Ein wichtiger Grund dafür warum die Gefühlslage eines Mannes oftmals falsch interpretiert wird, ist die Tatsache, dass Männer ihre Gefühle oftmals über Umwege zum Ausdruck bringen. So drücken beispielsweise depressive Männer im Vergleich zu ihren weiblichen Leidenskompaninnen ihre Traurigkeit häufig nur über bestimmte Emotionen aus, die gesellschaftlich akzeptiert sind. Deshalb nutzen viele Männer ihre Aggressionen als Ventil, um ihrer tief liegenden Traurigkeit Ausdruck verleihen zu können, anstatt zu weinen.

Emotionen, die man mit Dominanz und Stärke in Verbindung bringen kann, werden in der Regel als maskuline Emotionen betrachtet, auch dann, wenn das darunterliegende Problem – zum Beispiel eine Traurigkeit – ein ganz anderes ist.

Wie Männer ihre Gefühle zum Ausdruck bringen

Nur weil Männer oftmals Schwierigkeiten damit haben, ihre Gefühle preiszugeben, bedeutet das nicht, dass sie sie einfach unterdrücken. Denn häufig neigen sie dazu, über Umwege ihrem Innenleben Ausdruck zu verleihen.

Feminine Emotionen werden durch maskuline ausgedrückt. Wie bereits erwähnt, versuchen Männer Emotionen, die stereotypisch als feminine Gefühle betrachtet werden – wie zum Beispiel Traurigkeit oder Verletzbarkeit – durch maskuline Ausdrucksweisen zu ersetzen, die gesellschaftlich für sie akzeptabler sind.

Männer suchen sich Situationen aus, in denen ihr Gefühlsausdruck akzeptabel ist. Nicht in jeder Situation fühlen Männer sich beim Ausdruck ihrer Gefühle gefährdet. Gewisse soziale Momente erlauben ihnen, ihre eigentlichen Gefühle unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen. Ein passendes Beispiel hierfür sind Sportveranstaltungen, bei denen Männer nach bedeutsamen Siegen in Tränen ausbrechen. Unter normalen Umständen wäre diese Ausdrucksweise weniger akzeptiert, doch auch der typische Macho-Mann kann sich in solchen Momenten wohl dabei fühlen, wenn er seine Gefühle klar zum Ausdruck bringen kann. In manch anderen Situation wäre es weniger wahrscheinlich, die gleichen Männer dabei zu beobachten, wie offen und gelassen sie mit ihren Gefühlen umgehen können.

Männern sind oft die Hände gebunden. Auch wenn die Bewältigung der eigenen Gefühle für Männer manchmal ein kompliziertes Unterfangen sein kann, gibt es eine Sache, bei der sich viele Männer sicher sind: Es ist für sie unglaublich schwer, sich einen Reim auf die Erwartungen ihrer Umwelt zu machen. Denn einerseits leben sie in einer Gesellschaft, die sie immer mehr dazu ermutigen möchte, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen, andererseits jedoch müssen sie oft feststellen, dass ihre Partnerinnen mit männlichen Gefühlen überfordert sind. Zwar glauben viele Männer daran, dass Frauen die Gefühle von Männern wahrnehmen möchten, doch nicht selten sind Frauen wie gelähmt, wenn sie mit den wahren Emotionen eines Mannes konfrontiert werden. Dadurch entsteht für Männer der Eindruck, dass nur bestimmte männliche Gefühle gegenüber einer Frau akzeptabel sind. Auch wissenschaftliche Studien stützen diese Annahmen.

Forschungsergebnisse zeigen, dass wenn Männer sich dazu überwinden, ihre Emotionen ungezügelt auszudrücken und von der traditionellen maskulinen Norm abweichen, sie häufig umgehend verurteilt werden und ihre Emotionalität als Schwäche wahrgenommen wird. Da Frauen natürlich nur die weibliche Perspektive kennen, verstehen deshalb viele von ihnen nicht, wieso einige Männer so wahnsinnig große Probleme im Umgang mit ihren Gefühlen haben.

4 Gründe, warum Männer ihre Gefühle nicht klarmachen

Sie haben Angst davor, dass ihre Gefühle früher oder später gegen sie verwendet werden

Jeder Mann ist sich darüber im Klaren, dass wenn er gegenüber einer Frau seine wahren Gefühle zum Vorschein bringt, sich die Umstände drastisch ändern können. Sobald ein Mann preisgibt, welche Gefühle er wirklich für eine Frau über hat, besteht nämlich das Risiko, dass seine Gefühle früher oder später gegen ihn verwendet werden.

Viele Männer haben Angst davor, dass wenn sie offen und ehrlich über ihre Gefühle sprechen, Frauen diese Offenbarung nutzen, um sie eifersüchtig zu machen oder von dem Punkt an übertriebene Anforderungen an den Mann zu stellen. Denn zugegebener Maßen passiert es nicht selten, dass Frauen diese Machtposition ausnutzen, um Einfluss auf einen Mann auszuüben.

Deshalb können Männer manchmal sehr viel Liebe für eine Frau empfinden, aber trotzdem die Furcht verspüren, dass ihre Ehrlichkeit auf sie zurückfeuert. Das ist besonders dann der Fall, wenn der Mann in der Vergangenheit bereits die Erfahrung machen durfte, wie Frauen seine Gefühle gegen ihn verwendet haben. Folglich möchte er alles tun, um zu vermeiden, dass genau das noch einmal passiert.

Männer warten häufig darauf, dass eine Frau den ersten Schritt macht

Wenn Männer Panik davor haben, dass ihre Gefühle irgendwann gegen sie verwendet werden, sie also ihre vorteilhafte Position verlieren könnten oder einer Frau noch nicht genug Vertrauen schenken können, warten sie häufig darauf, dass Frauen den ersten Schritt wagen.

Bei manchen Männern kann es eine Ewigkeit dauern, bis sie sich sicher genug sind, dass sie sich gegenüber einer Frau öffnen können. Nicht selten missinterpretieren Frauen diese Heimlichtuerei als manipulative Absicht. Dahinter steckt oft aber nur das Bedürfnis eines Mannes, auf den perfekten Moment zu warten, in dem er sich öffnen kann.

Sie wollen die Jagd einer Frau nicht durch ihre Ehrlichkeit kaputt machen

Wie du mit Sicherheit schon die Erfahrung gemacht hast, ist es ein sehr angenehmes Gefühl, wenn eine Person, für die man Gefühle hegt, hinter einem herläuft. Merkt man, dass man begehrt wird und ununterbrochen Teil der Gedankenwelt eines anderen Menschen ist, ist das ein besonders gutes Gefühl.

Viele Männer befürchten, dass wenn sie von einer Frau gejagt werden, sie sich ihre Chancen verspielen könnten, wenn sie zu schnell über ihre Gefühle sprechen. Für viele Frauen mag diese Vorstellung albern sein, doch wenn Männer besonders starke Gefühle für eine Frau empfinden, denken viele von ihnen, dass sie das Interesse einer Frau durch ihre Zurückhaltung intensivieren und ihren wahrgenommenen Wert dadurch steigern können.

Natürlich passiert es auch, dass die Heimlichtuerei eines Mannes zurückfeuert. Sollte eine Frau ihr Interesse verlieren oder plötzlich den Anschein hinterlassen, einem Mann nicht mehr hinterherjagen zu wollen, neigen viele Männer dazu, in genau diesem Moment ihre wahren Gefühle zu zeigen.

Die Jagd einer Frau nicht unterbrechen zu wollen, hat also häufig nichts damit zu tun, dass Männer mit Frauen spielen möchten. Sie haben Angst davor, die liebgewonnene Frau im letzten Moment noch zu verlieren und gehen daher auf Nummer sicher, bis sie ihre Gefühle offenbaren.

Männer wollen ihre Maskulinität wahren

Wie schon erwähnt, liegt es im Interesse eines Mannes, seine Gefühle zu verstecken, um den gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden. Doch auch den Anforderungen der Frauenwelt versuchen sie zu entsprechen.

Viele Männer wollen ihre Verletzbarkeit und Unantastbarkeit gegenüber einer Frau, für die sie starke Gefühle empfinden, verbergen, weil sie davon überzeugt sind, dass sie in der Anwesenheit einer potenziellen Partnerin ihre maskulinen Eigenschaften zeigen müssen, um so attraktiver zu wirken. Sie fürchten, dass wenn sie ihre Gefühle preisgeben, sie zu sensibel und unter Umständen unattraktiv wirken.

Aber auch hier gilt, dass wenn ein Mann sich im Laufe der Zeit sicher fühlt und nicht zu befürchten hat, dass sein offener Umgang mit seinen Gefühlen von einer Frau verurteilt wird, er sich nach und nach immer mehr öffnet.