Wie du mit Sicherheit bereits erfahren hast, kann Wut äußerst schädlich für eine harmonierende Beziehung sein. Sie belastet nicht nur unsere Partnerschaft, sondern zehrt auch an unseren Nerven, entzieht uns Kraft und lässt uns oft verzweifeln, da wir nicht wissen, wie wir einen richtigen Umgang mit einem aggressiven Partner bewerkstelligen sollen. Denn nicht nur die Gesundheit unserer Beziehung, sondern auch unser eigenes Wohlbefinden wird durch unkontrollierte Wutausbrüche belastet.
Versteht man jedoch die grundlegenden Motive eines aggressiven Partners und wendet man entsprechende Strategien an, kann sich eine Partnerschaft schlagartig verbessern. Im Nachfolgenden zeige ich dir 7 verschiedene Strategien, mit denen du den Umgang mit deinem aggressiven Partner verbessern kannst. Zuerst einmal beschäftigen wir uns jedoch mit den Schwierigkeiten, die unserem Ziel, einer harmonischen Partnerschaft, im Weg stehen.
Die typischen Eigenschaften aufbrausender Menschen
Schuldverschiebung
Meistens neigen aggressive Menschen dazu, andere Personen für ihre negativen emotionalen Erfahrungen verantwortlich zu machen. Besonders schwierig wird der Umgang mit aufbrausenden Partnern, wenn die Schuldverschiebung dazu führt, dass sie die Kontrolle über sich selbst verlieren.
Vielleicht kennst du das Gefühl, wenn man besonders wütend ist und dadurch einen Energieschub verspürt. Dieses Gefühl der Macht kann besonders verführerisch für aggressive Menschen sein, da sie sich besser anfühlt als die Hilflosigkeit, die man spürt, wenn man sich beleidigt oder angegriffen fühlt.
Nicht selten führen Wutanfälle kurzzeitig dazu, dass Betroffene sich energiegeladen, selbstbewusst und unantastbar fühlen. Wir alle haben aber bereits die Erfahrung gemacht, wie unangenehm das Nachspiel sein kann, wenn der Rauschzustand erst einmal vorbei ist: Nahestehende Personen werden verletzt und wir fühlen uns hundsmiserabel, da wir uns rückblickend für unsere Taten oder Äußerungen schämen.
Das Hauptproblem der Schuldverschiebung ist, dass sie in der Regel die naheliegendste Person betrifft – dich! Da du also in den Augen deines Partners verantwortlich für eure Probleme bist, bildet die Schuldverschiebung die erste Hürde, die deinen Partner daran hindert, sich zu ändern.
Anspruchsdenken
Ein weiteres Problem aggressiver Menschen ist die Überzeugung, dass ihre Reaktionen gerechtfertigt seien, da sie ihrer Meinung nach unfair von ihren Mitmenschen behandelt werden. Sie fühlen sich, als wenn ihre Probleme und Bedürfnisse nicht erhört werden und sind davon überzeugt, dass andere Menschen unsensibel mit ihren Bedürfnissen umgehen. Verständlicherweise resultiert für sie daraus der Eindruck, dass jegliche Kritik ihnen gegenüber unangebracht ist und sie missverstanden werden.
Diese Überzeugung führt nicht selten dazu, dass aggressive Menschen sich darauf konzentrieren, was andere für sie tun sollten, nicht was sie für andere tun können. Es ist ihrer Meinung nach nur fair, wenn sie für ihre andauernden Frustrationen eine Wiedergutmachung bekommen. Das Anspruchsdenken deines Partners ist also die zweite Hürde, die es mit der richtigen Herangehensweise zu überwinden gilt.
Negative Verstärkung
Aggression führt bei schnell reizbaren Menschen auch dazu, dass ihre Denkfähigkeit im Rauschzustand beeinträchtigt wird und negative Aspekte einer Situation daher unnötigerweise dramatisiert werden. Sachliche Diskussionen können dann meist nur mit großen Schwierigkeiten geführt werden, da betroffene Personen kein Verständnis dafür haben, dass man ihre emotionalen Zustände nicht nachvollziehen kann. Nicht selten führt es dazu, dass wutentbrannte Menschen ihre Partner in hitzigen Situationen als böswillig oder inkompetent wahrnehmen. Diese eingeschränkte, negative Wahrnehmung deines Partners bildet also den dritten Grund, warum der Umgang mit Aggressionen in deiner Partnerschaft für Kopfzerbrechen sorgen kann.
Strategien für den Umgang mit einem aggressiven Partner
Deeskaliere aggressives Verhalten mit Gelassenheit
Wenn du versuchst, die Aggressionen deines Partners zu kontrollieren, wirst du feststellen, wie er in die Defensive gehen und höchstwahrscheinlich auch keine Kooperationsbereitschaft zeigen wird. Daher ist es unratsam, auf den Wutanfall deines Partners mit Wut zu antworten. Je mehr Ruhe und Gelassenheit du beweist, umso schneller wird das aggressive Verhalten deines Partners nachlassen.
Auf diese Weise deeskalierst du Problemsituationen in deiner Beziehung und verhinderst auf diesem Wege, dass der ohnehin schon anstrengende Wutanfall deines Partners nicht weiter intensiviert wird und ihr schon bald wieder als Team aufeinander zugehen könnt.
(Relevant: 7 Tipps, mit denen du deine Beziehung verbessern kannst)
Zeige Verständnis und kommuniziere sachlich
Einer der Hauptgründe, warum aggressive Menschen Schwierigkeiten damit haben, ihre Wut im Zaum zu halten, ist das Gefühl, nicht verstanden oder ernst genommen zu werden. Begegne deinem Partner also verständnisvoll und versuche dein Mitgefühl für seine Situation auszudrücken.
Halte dir vor Augen, dass der Grund für aggressives Verhalten oft unter der Oberfläche verborgen liegt. Daher solltest du versuchen, die tieferliegenden Bedürfnisse deines Partners zu identifizieren und seine Perspektive einzunehmen.
Glaube jedoch nicht, dass dein verständnisvolles Auftreten automatisch ein Schuldeingeständnis bedeutet. Viel mehr geht es in einer Beziehung darum, als Team zu funktionieren und deinem Partner durch dein Auftreten das Gefühl zu vermitteln, nicht alleine mit seinen Problemen dastehen zu müssen. Du zeigst mit deinem Engagement, wie bemüht du bist, seine Perspektive nachzuvollziehen, auch dann, wenn es dir sehr schwerfallen sollte.
Auch wenn ihr es nach einer Streitsituation nicht hinbekommen solltet, eine konstruktive Lösung für euer Problem gefunden zu haben, wird dein Mitgefühl die inneren Konflikte deines Partners lindern.
Versuche die tieferliegenden inneren Konflikte deines Partners zu identifizieren
Wie bereits erwähnt, liegen hinter Aggressionen oftmals ganz andere Motive, als man glaubt. Hinter Wut steckt nicht selten Angst, Traurigkeit oder einfach nur Schmerz, der keinen richtigen Ausdruck finden kann. Und um diese Gefühle, die betroffene Personen oft nicht identifizieren können, zu überschatten, wirken Aggressionen kurzfristig als Linderung, da sie der Person das Gefühl von Kontrolle geben. Daher ist es besonders wichtig, dass du dich von dem Versuch distanzierst, deinem Partner Schuldzuweisungen und Vorwürfe an den Kopf zu werfen. Stattdessen kannst du mit deiner Geduld wahre Größe beweisen und deinen Partner dazu inspirieren, sich zu beruhigen und sein eigenes Verhalten noch einmal Revue passieren zu lassen.
Merke dir also, dass Geduld und Mitgefühl die Grundlage für eine funktionierende Partnerschaft ist und sei die Quelle, aus der dein Partner seine innere Ruhe schöpfen kann, wenn er die Kontrolle verliert.
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Denke stets langfristig, bevor du handelst
Nicht nur in der militärischen Kriegsführung, sondern auch in einer Beziehung ist es wichtig zu entscheiden, welche Schlachten man ausfechten und welche man verlieren sollte, um den Krieg zu gewinnen. In einer Beziehung kommt es aufgrund von individuellen Unterschieden nun mal früher oder später zu Auseinandersetzungen – die völlig natürlich sind. Übertragen wir unser metaphorisches Beispiel auf unsere Beziehung, dann könnte man sagen, dass diese belanglosen Auseinandersetzungen mit kleinen Schlachten zu vergleichen sind, während unsere Beziehung der Krieg ist. Und wenn wir den Krieg für uns entscheiden wollen, dann müssen wir sicherstellen, dass wir lediglich Schlachten ausfechten, die es auch Wert sind, ausgefochten zu werden. Machen wir jedoch aus jeder Fliege einen Elefanten und bestehen wir andauernd darauf, Recht zu haben, so bedrohen wir das Wohlergehen unserer Beziehung.
Versuche also stets langfristig zu denken, wenn du mit dem aggressiven Verhalten deines Partners zu kämpfen hast. Entscheide, welche Schlachten es wert sind, ausgefochten zu werden und welche im Grunde genommen belanglos sind. Wenn du stets die Beziehung als Ganzes vor Augen hast, werden dich kleinere Auseinandersetzungen mit deinem Partner nicht mehr so leicht aus der Fassung bringen.
Warte, bis der Sturm vorbei ist
Wenn Wut deinen Partner überfällt und er kaum noch zu kontrollieren ist, wird es ihm schwerfallen, rational zu handeln. Daher ist es äußerst unratsam zu versuchen, mit deinem Partner in einer solchen Situation Lösungsansätze zu finden. Warte daher ab, bis sein emotionaler Sturm vorbei ist, um eine konstruktive Diskussion mit ihm führen zu können. Habt ihr euch beide beruhigt, könnt ihr das Problem an der Wurzel packen, indem ihr erst einmal klärt, was zu seinem Wutausbruch geführt hat.
Diesen Tipp solltest du jedoch nicht nur bei deinem Partner anwenden. Versuche beim nächsten Mal, wenn du deine Nerven verlierst, deine Ruhe zu bewahren und erinnere dich, dass es besser wäre, wenn du dir einen Moment der Ruhe gönnst, um dich von deinen negativen Emotionen zu befreien. Wenn der Sturm erst einmal vorüber ist, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Garantiert!
(Relevant: Funkstille nach Streit – So durchbrecht ihr die Stille!)
Übe Einfluss aus und meide Kontrolle
Viele Beziehungen scheitern, weil einige Personen davon überzeugt sind, die Persönlichkeit der Menschen in ihrem Umfeld ändern zu können. Und diese Überzeugung äußert sich dann dementsprechend in der Art und Weise, wie sie sich in ihrer Beziehung streiten: Sie reden auf ihre Partner ein und erwarten, dass der/die Geliebte sich ihren Erwartungen beugt.
Es ist nicht möglich, Menschen nach deinen Vorstellungen zu ändern. Daher ist es wichtig zu verstehen, dass du die Gesundheit deiner Beziehung mit dieser Überzeugung nicht weiter gefährden solltest. Stattdessen ist es ratsamer, Einfluss auf deinen Partner auszuwirken, damit er selber realisieren kann, dass seine Herangehensweise nicht die richtige ist.
Trittst du deinem Partner mit Geduld und Verständnis gegenüber, wirst du feststellen, dass du ihn dadurch näher an dich ran holst. Und auf diesem Wege wird es ihm leichter fallen, ein Verständnis für deine Situation und deine Gefühle aufzubauen.
Versuche daher niemals, einen aggressiven Menschen zu kontrollieren und begegne ihm mit Verständnis. Denn nur mit dieser Herangehensweise werdet ihr es schaffen, eine sachliche, konstruktive Unterhaltung zu führen, die euch einer harmonierenden Beziehung näher bringt.
Versetze dich in die Lage deines Partners
Im Umgang mit aggressiven Partnern gilt es einen Satz zu verinnerlichen:
Halte dir immer vor Augen, dass das was andere sagen oder tun, eine Projektion ihrer persönlichen Realität ist.
Auf diesem Wege vermeidest du es, die Angriffe deines aggressiven Partners persönlich zu nehmen, sollte er wiedereinmal die Fassung verlieren und dir gegenüber verletzende Worte äußern.
Ein besonders effektiver Weg, um Äußerungen oder Handlungen nicht mehr persönlich zu nehmen, ist es, sich für einen kleinen Moment in die Lage deines Gegenübers zu versetzen. So könntest du dir bei einer Auseinandersetzung mit deinem Partner folgendes denken:
“Mein Freund ist immer schnell gereizt, wenn ich etwas von ihm möchte. Aber der Druck, der auf ihm lastet, würde mich wahrscheinlich auch an meine Grenzen bringen.”
“Meine Freundin flippt bei einem Streit immer sofort aus. Ihre Arbeitskolleginnen müssen ihr wirklich auf die Nerven gehen, sonst wäre sie mit Sicherheit entspannter.”
“Warum muss er immer sofort beleidigend werden? Na ja, vielleicht sollte ich Verständnis dafür haben, dass er einen sehr anstrengenden Vater hat, der hohe Erwartungen an ihn stellt.”
Diese Beispiele sollen keine Ausrede für aggressives Verhalten sein. Sie sollen dich nur daran erinnern, dass Menschen, die häufig ausfallend und beleidigend werden, in der Regel tief im Inneren Konflikte haben. Wendest du diesen Tipp an, wirst du mit aggressivem Verhalten gelassener und distanzierter umgehen können.
Letzten Gedanken
Blicke ich auf meine Vergangenheit zurück, dann weiß ich genau, wie sehr aggressives Verhalten auch meine Partnerschaft bereits negativ beeinflusst hat. Und da ich in allen anderen Lebensbereichen eine recht entspannte Person war, hatte ich Schwierigkeiten damit, eine aggressive, wutentbrannte Seite an mir kennenzulernen.
Rückblickend weiß ich, dass ich eine Beziehung funktionieren lassen wollte, die im Grunde genommen zum Scheitern verurteilt war, da beide Menschen nicht miteinander kompatibel waren. Auch mich plagte das unangenehme Gefühl, dass meine Partnerin kein Verständnis für meine Situation aufbringen konnte und ich das nicht akzeptieren wollte.
Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen mit aggressivem Verhalten würde ich dir ans Herz legen, so viel Verständnis wie nur möglich für die Situation deines Partners aufzubringen. Versuche offen und ehrlich über die tieferliegenden Probleme mit deinem Partner zu sprechen und finde heraus, ob ihr eure Differenzen ausgleichen könnt. Denn in den meisten Fällen kann man mit genügend Engagement solche Probleme beseitigen. Geht man jedoch nur oberflächlich mit so einem Thema um, stehen die Chancen schlecht, dass dein Partner sein aggressives Verhalten in naher Zukunft ablegen wird.
zusammenfassend kann man sagen…
Die Strategien für den richtigen Umgang mit einem aggressiven Partner:
- Deeskaliere aggressives Verhalten mit Gelassenheit
- Zeige Verständnis und kommuniziere sachlich
- Versuche die tieferliegenden inneren Konflikte deines Partners zu identifizieren
- Denke stets langfristig, bevor du handelst
- Warte, bis der Sturm vorbei ist
- Übe Einfluss aus und meide Kontrolle
- Versetze dich in die Lage deines Partners
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Ich bin jetzt seit 3 Jahren in einer Beziehung mit meinem Freund, er ist bei Kleinigkeiten immer sofort aggressiv geworden und hat sie als Angriff gesehen, er ist laut geworden und hat auch Dinge gesagt die nicht okay waren. Weil ich aber ein wirklich gutmütiger Mensch bin wollte ich daran glauben dass was dahinter gesteckt hat, denn niemand wird einfach so weil er Spaß daran hat aggressiv. Es hat sich herausgestellt dass er viele Probleme in der Familie hat, er wurde auch bis er 15 war geschlagen, ich habe diesen Artikel gelesen weil ich ihm helfen will das zusammen mit mir zu meistern. Unsere Lösung ist genau das was hier im allgemeinen steht. Ich habe ihn verstanden, seine Situation, selbst als er was getan hat bin ich ruhig geblieben, habe normal weiter geredet. Wir haben zusammen beschlossen dass wenn er merkt er wird sauer, ganz egal wie klein der Streit ist, dass er mir das sofort sagt und wir einfach aufhören zu streiten bis er sich beruhigt hat. Dann konnten wir tatsächlich danach drüber reden und es sofort klären. Ich habe auch nie versucht ihn zu ändern, sondern ihm das Gefühl gegeben dass ich da bin & ihm helfen werde das zu schaffen, er war einverstanden und wir sind heute immernoch zusammen und haben ein sehr starkes Band zueinander. Er wird ganz selten noch ausfällig mit seinen Worten, aber wir sind so voran gekommen mit all dem was hier steht. Und das funktioniert vorallem weil ich ihn niemals aufgeben werde, er soll niemals wieder das Gefühl haben niemand versteht ihn. Wenn das hier auch andere lesen können. Gebt die Person niemals auf, sondern arbeitet daran, gemeinsam, vielleicht dauert es seine Zeit, aber wenn er oder sie es genauso will, dann wird die Zeit die ihr da rein steckt euch beide belohnen.
ABER vergleicht aggressives Verhalten mit Worten und erheben der Stimme niemals mit Gewalt. Denn das würde eindeutig zu weit gehen.
Der Artikel hat mir sehr geholfen & ihm sicher auch, denn er hat jemanden der sich sowas für ihn durchlesen würde um ihm zu helfen, ich hoffe jeder findet so jemanden.
Hallo, leider habe ich das hier erst ein paar Monate später gelesen. Es freut mich, dass ihr einen Weg für euer Problem gefunden habt. Und natürlich muss man klarstellen, dass unter keinen Umständen aggressive körperliche Gewalt geduldet werden sollte. Dieser Artikel ist eher temperamentvollen Menschen gewidmet, die öfter dazu neigen, sich impulsiv ihrem Partner/ihrer Partnerin gegenüber zu verhalten.