Wenn man sich auf eine neue Beziehung einlässt, ist es nur verständlich, wenn man Angst davor hat, dass sie irgendwann endet. Denn besonders frische Beziehungen sind recht fragil und können von einem Moment zum anderen aufgrund banalster Gründe scheitern. Deshalb ist es wohl eine sehr gute Idee, wenn man eine neue Partnerschaft langsam angeht, bis man einen Punkt erreicht hat, an dem man sich sicher ist, dass die andere Person es wirklich ernst mit uns meint. Ganz anders kann es jedoch sein, wenn man es zulässt, diese Furcht zu einer andauernden Angst entwickeln zu lassen, die schlimmstenfalls selbst die besten Beziehungen in den Abgrund ziehen kann. Verantwortlich für solche Verlustängste können verschiedenste Faktoren sein. Auch wenn es kein Kinderspiel ist, die Angst vor dem Verlassenwerden zu überwinden, gibt es einige Dinge, die man gegen sie unternehmen kann. Bevor wir uns jedoch den Ratschlägen widmen, wäre es ratsam, den möglichen Ursachen einer Verlustangst einen genaueren Blick zuzuwerfen.
Die Angst vor dem Verlassenwerden – Der Ursprung der Angst
Neugeborene, die das Licht der Welt erblicken, kommen in eine Welt, in der sie alleine unter keinen Umständen überleben könnten. Von ihrer Geburt an sind sie komplett von ihren Eltern abhängig und müssen darauf vertrauen, dass sie die Liebe und Zuneigung geschenkt bekommen, die für sie überlebenswichtig ist. Das bedeutet also logischerweise, dass sie kaum abhängiger von anderen Menschen sein könnten.
Die Kindheit ist genau deshalb eine so wichtige Phase für die weitere Entwicklung eines Menschen, da Neugeborene zu diesem Zeitpunkt körperlich als auch emotional abhängig sind und ihr Umfeld dadurch einen wahnsinnig großen Einfluss auf sie ausübt.
Daraus lässt sich schließen, dass wir keine Überlebenschance hätten, wenn unsere Eltern nicht für uns dagewesen wären. Und da diese Zeit für uns eine so entscheidende Rolle gespielt hat, können auch in unserem Erwachsenenleben potenzielle Verluste bei uns eine Reaktion auslösen, die einer existenziellen Bedrohung gleicht.
Wie Verlustängste Beziehungen beeinflussen
Wenn wir uns verlieben, besteht immer die Chance, dass wir unsere Liebe verlieren. Dabei ist es ganz egal, ob es sich dabei um einen Gegenstand, eine Erfahrung oder eine Person handelt, die uns sehr am Herzen liegt. Und deshalb, so könnte man sagen, ist die Liebe sowohl eine wunderschöne als auch waghalsige Erfahrung.
Manche Menschen versuchen dem Schmerz zu entkommen, der mit diesem Verlust in Verbindung gebracht wird. Dieses Bedürfnis äußert sich bei einigen Menschen in dem Versuch, potenzielle Konflikte in ihren Beziehungen zu vermeiden, selbst dann, wenn diese Auseinandersetzungen zu Problemlösungen führen und dem Wohlergehen der Partnerschaft dienlich sein könnten. Sie versuchen auf künstliche Art und Weise ihre Beziehungen am Leben zu halten und realisieren nicht, wie sehr sie ihrer Partnerschaft das Leben entziehen, indem sie ihren Partner als ein Besitzgut statt als einen Beziehungspartner betrachten.
Im Vordergrund steht dann die Angst, alles in der Beziehung richtig machen zu müssen. Doch oftmals verhindern sie dadurch, dass sie kaum ihr wahres Ich zum Vorschein bringen, sich ihrem Beziehungspartner gegenüber öffnen und dadurch wichtige Chancen verpassen, die Bindung zu ihrem Partner zu stärken. Und folglich stirbt die Liebe, die ohne Verlustängste womöglich eine lange Zeit hätte halten können.
Andere Menschen wiederum wollen ihren Verlustängsten entgegenwirken, indem sie andere Menschen von vornherein meiden und emotional auf Distanz gehen. Dadurch verschließen sie wichtige Teile ihres Selbst vor wertvollen Erfahrungen, nach denen sie sich tief im Inneren sehnen. Doch anstatt diesem Verlangen nachzugehen, fühlen sie sich manchmal wie paralysiert und verspüren mit zunehmender Einsamkeit, wie ihre innere Leere sie einnimmt.
Die 7 häufigsten Gründe, warum wir Verlustängste verspüren
Wie eingangs erwähnt, können verschiedenste Gründe dafür verantwortlich sein, warum man Angst davor hat, verlassen zu werden. Im Nachfolgenden zeige ich dir die 7 häufigsten Ursachen, an denen du dich orientieren kannst.
- Betrug. Häufig verspüren Personen starke Verlustängste, wenn sie von einem ihrer Beziehungspartner bereits betrogen wurden.
- Psychische Erkrankungen. Psychische Erkrankungen können der Grund dafür sein, dass Verlustängste entstehen. So könnte beispielsweise eine Depression dazu beitragen.
- Mobbing. Viele Menschen, die bereits Erfahrungen mit Mobbing gemacht haben, sehnen sich nach diesen Erfahrungen nach einer Umgebung, die ihnen Sicherheit gewährt.
- Defizite in der Erziehung. Wird einem Kind bei der Eltern-Kind-Bindung nicht die vom Kind erwartete Sicherheit gewährt, können diese Defizite sich im späteren Leben bemerkbar machen und zukünftige Beziehungen beeinflussen.
- Genetische Prädisposition. Es wird vermutet, dass Eltern ihre Ängste entweder durch ihren Erziehungsstil oder durch ihre Anlage an ihre Kinder weitergeben können.
- Frühe Erfahrungen mit dem Tod. Einige Betroffene haben bereits in früher Kindheit Erfahrungen damit machen müssen, was es bedeutet, den Tod einer wichtigen Bezugsperson verkraften zu müssen. Der Tod und der damit einhergehende Verlust der Bezugsperson können sich auf spätere Beziehungen auswirken.
- Scheidungskinder. Wenn Eltern sich zu einem Zeitpunkt trennen, in dem sich das Kind in einer frühen und bedeutsamen Entwicklungsphase befindet, können Verlustängste das Kind beeinträchtigen.
Die Symptome einer Verlustangst
Angst davor zu haben, einen geliebten Menschen zu verlieren, muss nicht unbedingt bedeuten, dass ein dahinterliegendes Problem vorhanden ist. Erst, wenn die Furcht für Betroffene überwältigend ist und sie wahrnehmen, dass sie unter ihr leiden, kann man von einer Verlustangst sprechen.
Was sind die Symptome dafür, dass eine Verlustangst zu weit geht?
Wenn du dir stets dabei zusehen musst, wie du geliebte Menschen von dir wegstößt oder generelle Schwierigkeiten damit hast, gesunde Beziehungen aufrechtzuerhalten, kann man von einer problematischen Furcht – in diesem Falle einer Verlustangst – sprechen.
Solltest du Liebe und Nähe meiden und panische Angst davor haben, dich anderen Menschen gegenüber zu öffnen, indem du deine vulnerable Seite versteckt hältst, kann ebenso von einer problematischen Angst gesprochen werden.
Andere Menschen zu meiden, bedeutet, dass die wichtigen menschlichen Erfahrungen, die aus dieser Nähe zu anderen Menschen entsteht, ausbleiben. Und auch wenn es manchmal scheint, als ob dieser Verlust kein besonders großer ist, sind Betroffene sich selten darüber im Klaren, welchen Risiken sie ihre psychische Gesundheit dadurch aussetzen. Studien konnten nämlich nicht ohne Grund unzählige Male feststellen, dass Menschen, die gesunde und langlebige Bindungen zu ihren Mitmenschen aufbauen, eine bessere Gesundheit aufweisen.
4 Tipps, mit denen du die Angst vor dem Verlassenwerden überwindest
Erkenne, dass man Schmerzen nicht entkommen kann
Die meisten Menschen sind sich wohl einig, dass es besser ist, geliebt zu haben und im Nachhinein einen großen Verlust verkraften zu müssen, anstatt nie erlebt zu haben, wie es ist, einen anderen Menschen zu lieben. Im Umgang mit Verlustängsten ist es wichtig zu erkennen, dass Risiken ein wichtiger Bestandteil des Lebens sind, denen man nicht entkommen kann. Denn umso eher wir dazu neigen, immer auf Nummer sicher zu gehen und uns verstecken, umso einsamer wird folglich unser Leben sein.
Es besteht immer das Risiko, einen anderen Menschen eines Tages zu verlieren. Denn betrachtet man die Natur genaustens, bemerkt man, dass der Zirkel des Lebens bei allen Aspekten dieses Planeten zutrifft und somit alles früher oder später ein Ende nehmen muss. Fokussiert man sich jedoch unnötigerweise auf den möglichen Verlust, der ohnehin eines Tages eintreffen wird, verliert man dadurch die Chance, die positiven Dinge zu erfahren, die das Leben mit sich bringen kann.
Deshalb ist es wichtig, dass du genaustens beobachtest, wie du mit diesen Emotionen umgehst. Welche Schritte bist du bisher gegangen, um gegen die Verlustangst anzukämpfen? Versuchst du die Kontrolle über deine Beziehungen zu behalten? Vermeidest du alle möglichen Konflikte mit deinem Beziehungspartner und tust ständig so, als ob alles perfekt wäre? Oder lässt du die emotionale Nähe zu anderen Menschen gar nicht erst zu?
Unabhängig davon, wie du mit deiner Verlustangst umgehst, ist es wichtig zu verstehen, dass in einer erfüllenden Beziehung ein Partner von dir erwartet, alle möglichen Facetten deines Ichs kennenzulernen. Denn einen Menschen zu lieben, bedeutet, dass man ihm alles gibt, was man ihm geben kann, wenn man vermeiden möchte, stets nur oberflächliche Beziehungen zu anderen führen zu wollen.
Dieses Vertrauen lässt sich natürlich nicht über Nacht aufbauen. Trotzdem solltest du genaustens beobachten, welche Vermeidungsstrategien du bisher angewendet hast, um deiner Verlustangst entgegenzuwirken. Erkenne die Angst und versuche dich von ihr zu befreien.
Verarbeite Vergangenes
Wenn man eine Verlustangst loswerden möchte, ist es wichtig, mit der Vergangenheit abzuschließen. Vergangenes Leid kann nämlich besonders dann, wenn man mit ihr noch nicht abgeschlossen hat, neue Beziehungen belasten und zu neuen Problem führen, die die Verlustängste intensivieren könnten.
Solltest du dich in einer neuen Beziehung befinden, ist es wichtig, so offen wie nur möglich mit deinem Partner zu kommunizieren. Schildere, woher deine Furcht kommt und arbeitet zusammen daran, die Verlustangst zu überwinden. Ziel ist es, dadurch Akzeptanz dafür zu bekommen, dass du in der Vergangenheit Erfahrungen gemacht hast, die dich in der Gegenwart noch immer belasten. Dadurch wird es dir leichter fallen, mit gescheiterten Beziehungen abzuschließen und dir zu vergegenwärtigen, dass du es nun mit einem neuen Menschen zu tun hast.
Achte darauf, wie du dich streitest
Die ständige Angst verlassen zu werden, kann die Konflikte zwischen Liebenden verstärken. Fürchte und Unsicherheiten sehnen sich nämlich danach, Gründe für ihre Existenz zu finden. Von Verlustängsten getriebene Menschen können häufig dazu neigen, auf sehr kreative Art und Weise Gründe zu finden, die ihre Ängste intensivieren. Dadurch besteht das Risiko, dass Probleme künstlich erschaffen werden, die lediglich auf den Ängsten der von Verlustängsten betroffenen Person beruhen.
Um das zu verhindern, ist es wichtig, dass du deinen Partner stets wissen lässt, wenn deine Ängste wieder einmal die Überhand gewinnen sollten. Mache einen Dialog aus der Sache und versuche die Unterhaltung auf deine Fürchte zu beschränken. Denn wenn du deine Unsicherheiten identifizieren und ansprechen kannst, erschaffst du so für euch beide eine Möglichkeit, zusammen das Problem zu bewältigen.
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