Teile diesen Artikel

Wir alle haben die unterschiedlichsten Vorstellungen davon, wie eine Beziehung auszusehen hat. Doch den meisten von uns wird wohl kaum auffallen, dass viele unserer Ideale, an denen wir festhalten, in Wirklichkeit sehr ungesund sind. Aber was versteht man überhaupt unter einer ungesunden Beziehung und was sind ihre Anzeichen?

Eine ungesunde Beziehung kommt zustande, wenn es für das Paar zur Gewohnheit wird, fundamentale Dinge, wie zum Beispiel Zuneigung, Vertrauen und Anerkennung in der Partnerschaft zu vernachlässigen.

Wenn die Liebe zur Priorität wird

Für viele Menschen ist die Liebe, die sie für jemand anderen empfinden, Grund genug, um an ihrer Beziehung festzuhalten. Viele von ihnen bemerken nicht, wie sehr sie sich von ihren Emotionen leiten lassen und dabei außer Acht lassen, wie die eben genannten Faktoren vernachlässigt werden.

Deshalb ist es keine Seltenheit, dass Fehlverhalten toleriert wird – entweder, weil man über ein geringes Selbstwertgefühl verfügt, weil man selbst nicht bemerkt, dass man falsch behandelt wird oder weil Prioritäten ungünstig gesetzt werden. Doch dadurch läuft man Gefahr, in eine für unsere psychische Gesundheit gefährliche Beziehung zu landen, die in manchen Fällen sogar missbräuchliche Zustände annehmen kann.

Mann raucht eine Zigarette am Fenster

4 Anzeichen einer ungesunden Beziehung

Solltest du dir unsicher darüber sein, ob deine Beziehung toxische Züge angenommen hat, werde ich im Nachfolgenden auf die typischsten Anzeichen eingehen, an denen du dich orientieren kannst. Viele dieser Hinweise werden von den meisten Menschen als vollkommen normale Verhaltensweisen eingeschätzt. Dahinter stecken nicht selten jedoch toxische Handlungsweisen, die nicht nur einer individuellen Person, sondern auch einer Beziehung schaden können.

Fehler werden ständig wieder aufgetischt

In vielen Beziehungen ist es völlig normal, dass man bei einer hitzigen Auseinandersetzung alle Fehler herauskramt, die der Beziehungspartner in der Vergangenheit einmal gemacht hat. Dadurch hat man stets das Gefühl, dass in der Partnerschaft eine Art Strichliste geführt wird, in der festgehalten wird, welche Person am meisten Fehler begangen hat, nur um ihr diese im Nachhinein wieder ins Gesicht reiben zu können.

Ein solches Verhalten ist besonders ungesund für eine Beziehung, weil dadurch wichtige Diskussionen, in denen man konstruktive Lösungen für Probleme zusammen als Paar erörtern könnte, vermieden werden. Anstatt als Team zusammenzuarbeiten, konzentriert man sich auf längst veraltete Probleme und sorgt dafür, dass man beim Beziehungspartner für Schuldgefühle und Frustration sorgt. Ziel der meisten Menschen ist es, ihre Partner zu manipulieren und dadurch schlechte Gefühle in ihnen hervorzurufen.

Die gesamte Energie, die man weitaus konstruktiver nutzen könnte, wird dann daran verschwendet, dem anderen stets beweisen zu müssen, dass man das Unschuldslamm ist, während der andere ein Übeltäter ist. Im Vordergrund steht dann längst nicht mehr das Lösen von Problemen. Stattdessen versucht man gegenüber der anderen Person weniger schlimm da zu stehen und wieder einmal Recht zu bekommen.

Eine Beziehung zu führen, bedeutet im Grunde genommen, dass man sich dafür entschieden hat, ein Bündnis mit einem anderen Menschen einzugehen. Das sollte auch die Taten, die die Person in der Vergangenheit begangen hat, beinhalten. Denn schließlich würde es bedeuten, dass du deinen Beziehungspartner nicht wirklich akzeptierst, solltest du mit diesen Fehlern keinen Frieden schließen können.

Frau hält sich die Hände über den Kopf

Drohungen gehören zum Alltag

In manchen Beziehungen gehört es dazu, dass man dem Partner damit droht, die Beziehung zu beenden, wenn die Dinge einmal nicht so ablaufen sollten, wie man es gerne haben möchte. In einer gesunden Beziehung hingegen würde man versuchen, durch sachliche Kritik dem Beziehungspartner zu signalisieren, dass man mit gewissen Verhaltensweisen unzufrieden ist.

Eine solche Herangehensweise ist nicht nur ungesund für die Beziehung, sondern auch für das psychische Wohlergehen einzelner Individuen. Denn durch diese Manipulation missbraucht man die emotionale Abhängigkeit, die eine Person im Laufe der Partnerschaft für jemanden aufgebaut hat, und nutzt diese nun, um Erwartungen durchzusetzen.

Wichtig ist, dass man stets die Sicherheit verspürt, in der Beziehung selbst die Dinge ansprechen zu können, die manchmal unangenehm sein können, ohne dabei um die Beziehung fürchten zu müssen. Denn durch diese Manipulation wird auch verhindert, dass das wahre Ausleben von Gefühlen früher oder später nicht mehr stattfindet, da die ständige Angst besteht, nicht verstanden und respektiert zu werden. Demnach wird in der Partnerschaft eine Umgebung geschaffen, in der man dem anderen lediglich misstraut und negative Gefühle, die ebenso eine Daseinsberechtigung haben sollten, unterdrückt werden müssen.

Stattdessen sollte man erkennen, dass es völlig normal ist, gewisse Aspekte am Partner nicht besonders toll zu finden und diese gelegentlich kritisieren zu wollen. Denn eine Beziehung bedeutet nicht, dass man alles, was die andere Person macht, tolerieren und genehmigen muss. Deshalb ist es wichtig, dass beiden Liebenden stets die Option offen steht, Feedback zurückzugeben, ohne davor Angst haben zu müssen, dass man verurteilt oder manipuliert wird.

Der Beziehungspartner wird für die eigenen Emotionen verantwortlich gemacht

Mit Sicherheit hast du schon einmal Menschen kennengelernt, die stets dazu neigen, andere Personen für ihre Unzufriedenheit verantwortlich zu machen. In manchen Beziehungen gehört es zum Alltag, dass man immer dann, wenn man schlecht gelaunt ist, überzogene Ansprüche an den Beziehungspartner stellt und man stets darauf besteht, den eigenen Willen durchgesetzt zu bekommen.

Sollte es dazu kommen, dass der Beziehungspartner den eigenen Bedürfnissen nicht klein beigibt, wird versucht, ihm Schuldgefühle einzureden. Der Beziehungspartner wird also als eine Art Diener betrachtet, der sich stets den Bedürfnissen der anderen Person beugen muss. Kann er diesem Verlangen nicht nachgehen, werden seine Fähigkeiten als Partner angezweifelt und man fühlt sich missverstanden.

Macht man die andere Person für seine Emotionen stets verantwortlich, beweist man dadurch, dass man nicht über die emotionale Reife verfügt, um eine gesunde Beziehung einzugehen. Ebenso wird dadurch bewiesen, dass eine ungesunde Abhängigkeit besteht, die mit einer gesunden Beziehung nichts gleich hat.

Wirklich problematisch wird diese Abhängigkeit aber erst, wenn dadurch eine Abneigung gegenüber dem Beziehungspartner entsteht. Denn natürlich kann man es einmal vorkommen, dass man einen schlechten Tag hat und jemand anderes für seine eigene Unzufriedenheit verantwortlich macht. Sollte es jedoch zur Routine werden, dass sich alles stets um die Bedürfnisse der anderen Person dreht, entstehen dadurch Gefühle der Abneigung, die schon in absehbarer Zeit die Liebe in der Beziehung vollständig ersetzen.

Stattdessen ist es sehr wichtig, dass man stets die Verantwortung für seine Emotionen übernimmt und auch das gleiche vom Partner erwartet. Denn es ist wichtig, den klaren Unterschied zwischen einem hilfsbereiten Partner zu unterscheiden und jenem, der sich stets dazu verpflichtet fühlt, auf die Bedürfnisse des anderen eingehen zu müssen. Denn diese gegenseitige Abhängigkeit wird beide früher oder später dazu bringen, ihre Gefühle vor ihrem Partner zu verstecken, um so Stress vermeiden zu können.

Frau macht Mann Vorwürfe

Es wird passiv-aggressives Verhalten geduldet

Mit passiv-aggressivem Verhalten ist gemeint, dass man seinem Beziehungspartner stets nie wirklich das sagt, was man denkt, sondern immer um den heißen Brei herumredet und es dadurch schwer macht, für den anderen transparent und nachvollziehbar zu sein.

Typischerweise kommt passiv-aggressives Verhalten in den meisten Beziehungen dann am häufigsten vor, wenn Paare sich streiten. Anstatt der anderen Person direkt mitzuteilen, was einen bedrückt, nutzt man diese manipulative Methode, um den anderen zu verärgern.

Zeigt man passiv-aggressives Verhalten, beweist man dadurch, dass man nicht nur die Nerven des anderen unnötigerweise strapazieren möchte, sondern auch, dass man sich nicht Wohl bei dem Gedanken fühlt, offen über die eigenen Gefühle zu sprechen. Denn immerhin gibt es keinen Grund, Informationen vor deinem Partner zu verheimlichen, wenn du stets das Gefühl hast, dass deine Sorgen respektvoll entgegengenommen werden.

Wie man eine ungesunde Beziehung retten könnte

Der Weg von einer ungesunden Beziehung zu einer, die weniger toxisch ist, ist kein leichter. Womöglich werden die meisten Menschen es nicht schaffen, diese bedeutsamen Veränderungen in ihren Beziehungen wirklich umzusetzen.

Ob dieser Schritt euch gelingen sollte, hängt hauptsächlich von diesen Faktoren ab:

  • Der Wille zur Veränderung ist vorhanden. Beide Personen sollten die Bereitschaft zeigen, zukünftig etwas an ihrer Beziehung ändern zu wollen. Sollte auch nur eine Person weniger Willenskraft zeigen, gibt es kaum eine Chance, eine ungesunde Beziehung zu verbessern.
  • Beide Personen können kommunizieren, ohne den anderen zu verurteilen. Selbst dann, wenn die Bereitschaft dazu da sein sollte, gewisse Dinge von nun an grundlegend zu ändern, können die besten Intentionen im Sande verlaufen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn eine Person es nicht unterlassen kann, den anderen für Konflikte in der Beziehung zu beschuldigen. Besteht das Interesse, die Partnerschaft in eine gesündere Richtung zu bewegen, sollte es kaum eine Rolle spielen, welche Person der/die Schuldige ist. Es sollte also von nun an nicht mehr darum gehen, aus hitzigen Auseinandersetzungen stets als Gewinner hervorzukommen. Viel eher sollte es zur Gewohnheit werden, die Beziehung und den Zusammenhalt zu jeder Zeit zu priorisieren.

Teile diesen Artikel