Teile diesen Artikel

Unter Stonewalling versteht man eine Verhaltensweise, die typischerweise in Beziehungen auftritt, bei der Konfliktresolutionen durch Vermeidung oder Ausweichen von Fragen behindert werden. Dieses Phänomen tritt in vielen Partnerschaften auf und ist einer der entscheidendsten Wege, wie Liebende ihre Beziehungen sabotieren, ohne sich darüber im Klaren zu sein. Jeder hat bereits die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn man ein konstruktives Gespräch mit einer anderen Person führen möchte, um eine Lösung für ein Problem zu finden. Und obwohl eine Unterhaltung beiden etwas nützen könnte, entscheidet sich eine Person dazu, sich vollkommen zu verschließen, die gut intendierten Fragen abzublocken, zu ignorieren oder ihnen sogar auszuweichen. Doch obwohl Menschen, die in ihren Beziehungen stonewallen, bemerken sie häufig gar nicht, dass sie nicht nur der anderen Person, sondern auch sich selbst damit schaden. Deshalb gehe ich im Nachfolgenden auf Tipps ein, wie beide Seiten diese sehr typische Beziehungshürde überwinden können, wenn der Partner bei Konflikten schweigt.

Wie sich Stonewalling äußert

Wenn eine Person Stonewalling begeht, wird sie folgende Verhaltensweisen aufzeigen:

  • Konfrontiert man sie, dann tut sie so, als ob sie die andere Person nicht hören könnte.
  • Spricht man die Person an, entzieht sie sich der Situation und lässt den Sprecher alleine sitzen, ohne auf die Kommunikationsversuche der anderen Person einzugehen.
  • Konfliktresolutionen werden vermieden und stattdessen lenkt die Person, die stonewallt, stets auf die Fehler und Unzulänglichkeiten ihres Gegenübers ab.
  • Der Stonewaller vermeidet es, auch nach vielfachen Kommunikationsversuchen des Beziehungspartners zu antworten oder Fragen werden lediglich mit einzelnen Wörtern erwidert.
  • Stonewalling zeigt sich auch dadurch, dass die Person versucht, stets beschäftigt zu wirken, um so Konversationen meiden zu können.
Frau schaut traurig aus dem Fenster

Warum bedienen sich manche Menschen an Stonewalling?

Schaut man einem Menschen beim Stonewalling zu, könnte man glatt meinen, dass man es mit einer Person zu tun hat, die wütend und desinteressiert wirkt und auf kindische Art und Weise versucht, Problemen aus dem Weg zu gehen. Doch hinter diesem Phänomen steckt in der Regel weitaus mehr, als man denken würde.

Studien zeigen, dass Männer in der Regel häufiger Stonewalling betreiben als Frauen. Grund dafür könnte sein, dass es Männern bekannterweise schwieriger fällt, sich in der Gegenwart anderer Menschen mit ihren eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen und diese auszudrücken. Doch obwohl man annehmen könnte, dass die Gründe, die für Stonewalling sprechen, stets bösartige Absichten beinhalten, muss dies nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen.

Schutz vor persönlicher Überforderung

Stonewalling kann man unter gewissen Umständen als ein Schutzmechanismus verstehen, dem sich manche Menschen bedienen, wenn sie mit einer Situation überfordert sind. Sie ziehen ihre mentale Mauer auf, die lästige Fragen und Anmerkungen abblocken und entziehen sich dadurch der Gesamtsituation, um so ihren persönlichen Stress minimieren zu können.

Dies kann vor allem dann vorkommen, wenn Menschen sich emotional überwältigt fühlen. Stonewalling kann gewissen Individuen dabei helfen, sich den mentalen Freiraum zu verschaffen, den sie brauchen, um mit einer Krisensituation klarzukommen. Anstatt sich also ihren eigenen Gefühlen zu widmen und ihren Gegenüber wissen zu lassen, was in ihnen vorgeht, verschwinden sie emotional an einen Ort, der für sie die Situation angenehmer gestaltet.

Kurzfristig mag diese Herangehensweise effektiv sein, weil Personen dadurch verhindern können, dass ihr persönliches Fass zum Überlaufen gerät. Zieht Stonewalling sich jedoch in die Länge, besteht dadurch das Risiko, dass sie sich vor ihrem Partner verschließen und dadurch konstruktive Lösungen für Probleme vermieden werden, wodurch die Beziehung sabotiert wird.

Manipulative Absichten

Dieser Grund für Stonewalling ist toxisch und führt lediglich dazu, dass eine Beziehung mutwillig sabotiert wird. Auch, wenn Stonewalling aus recht harmlosen Gründen von manchen Menschen angewendet wird, gibt es auch solche Personen, die sich bewusst vor ihrem Beziehungspartner verschließen, weil sie ihren eigenen Willen um jeden Preis durchsetzen möchten und die Bedürfnisse des Partners dabei ignorieren.

Hierbei handelt es sich um egoistische und unreife Motive, die Personen zum Stonewalling verleiten. Deshalb kann man garantiert sagen, dass diese Form von Stonewalling an emotionalem Missbrauch grenzt. In sehr extremen Fällen könnten die manipulativen Absichten hinter Stonewalling auf Persönlichkeitsstörungen wie beispielsweise eine Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Narzissmus deuten. Fest steht jedenfalls, dass wenn Stonewalling eingesetzt wird, um der anderen Person zu schaden, ihren Wert zu schmälern oder ihre Gefühle ins Lächerliche zu ziehen, die Grenzen des emotionalen Missbrauchs berührt werden.

Für manipulative Stonewaller gilt es zu erkennen, dass Beziehungen keine Einbahnstraßen sind. Wenn stets eine Person sich aus der Partnerschaft entzieht, nimmt sie der Beziehung dadurch die Möglichkeit, zu funktionieren.

Unterdrückung von Emotionen

Oftmals wird Stonewalling von Personen bevorzugt, die es gewohnt sind, ihre Gefühle zu unterdrücken, statt ihnen ein Ventil zu verleihen. Denn wie man bereits weiß, führen unterdrückte Gefühle früher oder später dazu, dass sie Betroffene von innen konsumieren und im Laufe der Zeit immer intensiver werden. Folglich ist es nachvollziehend, dass Studien bereits eine starke Verbindung zwischen unterdrückten Gefühlen und Depressionen nachweisen konnten.

Wie Stonewalling Beziehungen belastet

Wie bereits erläutert, geht es beim Stonewalling hauptsächlich darum, dass man stets das Bedürfnis empfindet, sich von Situationen distanzieren zu müssen. Doch diese Flucht führt in Beziehungen ebenso dazu, dass die Partnerschaft auf Eis gelegt wird. Denn Probleme, die nicht adressiert und gelöst werden, führen früher oder später dazu, dass sie das Zusammensein erschweren und den Stressfaktor erhöhen, der ohnehin bereits aufgrund von Meinungsverschiedenheiten auf der Partnerschaft lastet.

Deshalb ist es nur logisch, dass Stonewalling in vielen Partnerschaften als eine Art Barriere fungiert, die der Beziehung jegliche Möglichkeit entzieht, sich weiterzuentwickeln oder Schwierigkeiten zu beseitigen. Folglich enden solchen Beziehungen, die Stonewalling nicht überwinden können, da konstruktive Auseinandersetzungen zwischen Liebenden nicht stattfinden können.

Wie geht man am besten mit Stonewalling um?

Frau schaut traurig aus dem Fenster

Vermeide es, dich selbst verantwortlich zu machen

Als allererstes ist es wichtig zu erkennen, dass du nicht für das Stonewalling deines Partners verantwortlich bist. Denn die Chance besteht, dass er mit Problemen zu kämpfen hat, die er nur sehr schwer mit anderen Personen besprechen kann.

Möchte man die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass eine Person, die Stonewalling betreibt, sich für ein Gespräch öffnet, wäre es ratsam, wenn man ihr versichert, dass man jederzeit bereit ist, eine Konversation zu führen, wenn sie sich bereit fühlt. Auf diesem Wege vermeidet man, einen Stonewaller unter Druck zu setzen und die Beziehung kann dadurch geschützt werden, dass der Beziehungspartner stets weiß, dass er auf die andere Person zugehen kann, wann immer er um Hilfe bitten möchte. Forciert man Konversationen, verringert man dadurch lediglich die Wahrscheinlichkeit, dass die Person sich helfen lassen möchte.

Stelle sicher, dass du über dein eigenes Verhalten nachgedacht hast

Bemerkst du, dass dein Beziehungspartner sich zurückzieht und Unterhaltungen bewusst meidet, besteht die Möglichkeit, dass dein Verhalten dazu beiträgt. Denn manchmal kann Stonewalling eine Art Verteidigungsmechanismus sein, den manche Menschen hochfahren, wenn sie das Gefühl haben, dass man ihnen besonders feindlich oder aggressiv begegnet. Einen Beziehungspartner verbal anzugreifen oder zu verurteilen, wenn dieser jedoch seine Fehler eingesteht, kann zu diesem Verhalten beitragen.

Ein Mangel an Mitgefühl und Einfühlungsvermögen kann unter Umständen das Stonewalling einer Person verstärken und ihr das Gefühl geben, dass sie sich solchen Mitteln bedienen muss, um die Angriffe ihres Partners bewältigen zu können. Denke deshalb über dein eigenes Verhalten nach und stelle sicher, dass du nicht zu dem Problem beiträgst.

Welchen Einfluss Stonewalling auf andere Menschen hat

Von Stonewalling betroffen zu sein bedeutet, dass man sich einer Vielzahl an negativen Effekten aussetzen muss, die Beziehungen belasten. Wenn du bereits über dein eigenes Verhalten nachgedacht hast und realisieren musstest, dass du auch Stonewalling betreibst, sollten dir die nachfolgenden Informationen ein Gefühl dafür geben, wie sich deine Verhaltensweise auf andere Menschen auswirkt.

  • Man hat das Gefühl, bestraft zu werden. In romantischen Beziehungen empfinden Menschen, die Stonewalling erleiden müssen, dass ausschließlich sie für vorherrschende Probleme verantwortlich sind. Dadurch werden die Personen verwirrt und fühlen sich hilflos, da sie mit der Verschwiegenheit des Stonewallers überfordert sind.
  • Stonewalling verstärkt negative Emotionen. Es kann sich ähnlich wie eine Krankheit in der Partnerschaft ausbreiten und andere Lebensbereiche der Liebenden negativ beeinflussen. So können Menschen, die Stonewalling miterleben, zukünftig ängstlich oder wütend auf den Stonewaller zugehen und Konversationen meiden, wodurch die Beziehung unterminiert wird. Nicht selten fühlen sich betroffene Personen ungeliebt und unverstanden.
  • Man fühlt sich verlassen. Stonewaller hinterlassen bei ihren Beziehungspartnern stets das Gefühl, alleine gelassen zu werden. Daraus resultieren nicht selten Verlustängste, die die Beziehung belasten können. Stonewalling bedeutet, dass man sich nicht länger mit dem Beziehungspartner auseinandersetzen möchte, was nicht Sinn einer wahren Partnerschaft sein sollte.

Betreibe ich vielleicht selbst Stonewalling?

Vielleicht hat dieser Artikel einen Stein zum Rollen gebracht und dich darüber wundern lassen, ob du selbst Stonewalling in deiner Beziehung betreibst. Sollte das der Fall sein, kann man von Glück sprechen, da nur die wenigsten Menschen über die emotionale Reife und Selbstwahrnehmung verfügen, um über ihr eigenes Verhalten objektiv zu reflektieren. Dabei ist häufig die Bereitschaft, von nun an Dinge anders angehen zu wollen, die schwerste Hürde, die es zu bewältigen gilt.

Ebenso hast du die Chance, durch das Erkennen von Stonewalling ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie sich deine Mitmenschen dabei fühlen. Denn wenn man dieses Problem erst einmal erkannt hat, wird es leichter fallen, andere Strategien zu entwickeln, die man zur Bewältigung von emotionalen Problemen in der Beziehung anwenden kann.


Teile diesen Artikel