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Denkt man über Menschen nach, die ihren Partner betrügen, ist man sich meistens sicher, dass das Problem entweder beim Fremdgänger oder in der Beziehung des Betrügenden liegen muss. Nicht selten denken wir, dass mit Fremdgängern etwas nicht stimmt und entweder ihre emotionale Unreife oder ihre mangelnde Charakterstärke für ihr egozentrisches Verhalten verantwortlich sein müsse. Andere erklären sich ein solches Verhalten dadurch, dass die Beziehung des Betrügenden so defizitär sein muss, dass außerhalb der Partnerschaft nach der Erfüllung von sexuellen Wünschen und Intimität gesucht wird. Welche Gründe gibt es also für Menschen, ein Fremdgehen trotz glücklicher Beziehung in Erwägung zu ziehen?

Unabhängig davon, über welche möglichen Gründe man nachdenkt, kann man sich sicher sein, dass diese Annahmen in den meisten Fällen zutreffen. Nicht selten klagen Fremdgänger über ihre Selbstwertprobleme oder sogar ungelöste Traumata, die ihren Ursprung in der Kindheit finden. Manchmal sind sie einfach gelangweilt von ihrer Beziehung und möchten fremde Gewässer erkunden, ohne dabei die Sicherheit ihrer Partnerschaft vorher aufgeben zu wollen – und ohne dabei Rücksicht auf die Gefühle ihres Partners zu nehmen.

Doch auch in Beziehungen, in denen alles perfekt zu sein scheint, kommt Fremdgehen vor. Selbst dann, wenn beide Liebende starke Gefühle füreinander hegen und auch sonst die Partnerschaft im Leben beider Personen für Erfüllung sorgt. Deshalb gibt es einen Grund zur Frage, wieso manche Menschen selbst dann fremdgehen, wenn sie in einer glücklichen Beziehung sind.

Das Bedürfnis nach Selbstentdeckung

Natürlich gibt es eine Vielzahl an Gründen, die Menschen dazu bewegen, sich außerhalb ihrer Partnerschaft nach Intimität zu sehnen. Am häufigsten jedoch kommt es vor, dass Fremdgänger mit ihrer Affäre das Gefühl verbinden, sich selbst auf neue Art und Weise entdecken zu können.

Nicht selten kommt es vor, dass der träge Beziehungsalltag bei manchen Personen nicht nur für Langeweile sorgt, sondern ihnen ebenso das Gefühl gibt, den Bezug zu ihrem alten Selbst verloren zu haben.

Man könnte also sagen, dass der Sex für einen Fremdgänger in einer solchen Situation nur eine untergeordnete Rolle spielt. Viel mehr geht es ihnen darum, sich auf eine gefährliche und verbotene Frucht einzulassen, die ihnen das Gefühl der Ekstase und Jugendlichkeit zurückgibt. Es wäre also berechtigt, zu meinen, dass eine Affäre für sie eine Art Freiheit widerspiegelt, die ihnen die Möglichkeit gibt, eine Verbindung zu verborgenen und unterdrückten Seiten ihres Selbst herzustellen.

Wirklich faszinierend an solchen Fremdgängern ist, dass sie in den seltensten Fällen ihr Beziehungsleben oder gar ihren Partner aufgeben möchten. Oftmals gefällt ihnen ihr alltägliches Leben und würden es unter keinen Umständen für ein anderes aufgeben. Sie wollen gelegentlich aus ihrem Alltag ausbrechen und sich wieder wie Jugendliche fühlen und ihr normales Leben für ein paar Stunden an den Nagel hängen.

Man könnte also sagen, dass es den Fremdgängern, die sich nach ihrer Selbstentdeckung sehnen, bei ihrer Affäre nicht um eine Suche nach einem besseren Liebhaber geht. Viel eher suchen sie sich selbst und leben ihre verbotenen Seiten aus, die sie über viele Jahre unterdrückt haben.

Warum es bei einer Affäre selten um Sex geht

Denkt man an eine Affäre, schießen den meisten Menschen Bilder von schwitzigem Sex durch den Kopf. Und auch, wenn dieser mit Sicherheit oftmals vorkommt, ist es wichtig zu erkennen, dass es glücklichen Fremdgängern selten um sexuelle Befriedigung geht.

Häufig kommt es vor, dass selbst Menschen, die sich in einer glücklichen Partnerschaft befinden, das Bedürfnis entwickeln, die Aufmerksamkeit und die Bestätigung von anderen Menschen als ihren Beziehungspartnern zu bekommen. Denn selbst dann, wenn eine Beziehung liebevoll und erfüllend ist, kann es häufig dazu kommen, dass das Gefühl, von seinem Partner leidenschaftlich gewollt zu werden, auf der Strecke bleibt.

Man könnte sagen, dass es verschiedene Faktoren gibt, die eine Affäre für manche Menschen so verlockend erscheinen lässt. Sie ist geheimnisvoll, verkörpert pure Leidenschaft, Verbotenheit und vor allem ist sie das absolute Gegenteil des langweiligen Alltags, der viele Menschen plagt. Doch auch wenn all die genannten Faktoren verlockend klingen, erklärt es noch immer nicht, warum einige Menschen ihre glücklichen Beziehungen mit einer Affäre aufs Spiel setzen.

Ausschlaggebend für ein Fremdgehen trotz glücklicher Beziehung ist die Tatsache, dass all diese Faktoren zusammen ihnen das Gefühl gibt, am Leben zu sein. Sie wissen die Sicherheit und die Liebe ihrer Beziehung zu schätzen, doch haben oftmals wahnsinnige Angst davor, sich damit zufriedengeben zu müssen, dass ihr repetitives Leben von nun an das Einzige ist, was sie erleben werden.

Das menschliche Bedürfnis nach dem Verbotenen

Der sogenannte Knappheitseffekt beweist, dass der Mensch weitaus durchsichtiger und berechenbarer ist, als man glaubt. Im Marketing ist man sich sicher, dass besonders dann, wenn man Kunden das Gefühl vermittelt, ein Produkt sei rar und nur durch Hürden zu bekommen, man es dadurch sehr viel attraktiver macht. Und nicht nur Gegenstände, sondern auch Menschen können für einige Personen besonders attraktiv wirken, wenn sie vergeben sind oder die eigene Beziehung sie daran hindert, sich ihnen anzunähern.

Man könnte also sagen, dass der Knappheitseffekt bei einer Affäre dafür sorgt, dass Fremdgänger einen ähnlichen Reiz verspüren, den sie auch als Kind empfanden, als sie unbefugt Süßigkeiten entwendet haben, obwohl ihre Eltern sie davor warnten.

Die Anziehungskraft, die Fremdgänger für einen Menschen empfinden, und die Hürde, die ihnen im Weg steht, sorgt also bei manchen von ihnen für einen verlockenden Reiz, der sie in den Wahnsinn treiben kann. Der Fremdgänger weiß, dass er die verbotene Frucht unter keinen Umständen kosten sollte. Und genau das sorgt dafür, dass er sie umso mehr möchte.

Bei Kindern und Jugendlichen steht das Überschreiten von Grenzen für die Entdeckung des Selbst und ihrer Umwelt. Wenn die Beziehung liebevoll ist, doch die Verbindung zum inneren Kind die Sehnsucht schürt, kann genau dieser Anreiz manche Menschen dazu bringen, sich auf eine Affäre einzulassen.

Die verlockende Idee eines Lebens, das nie gelebt wurde

Mit Sicherheit hast du dir schon das ein oder andere Mal Gedanken darüber gemacht, wie dein Leben wohl aussehen würde, wenn du einen anderen Weg eingeschlagen hättest.

Das Sprichwort „The grass is always greener on the other side“ beschreibt dieses Phänomen nur zu gut. Es besagt, dass egal wie glücklich und ausgeglichen wir sind, wir oftmals das Gefühl haben werden, dass andere Menschen ein aufregenderes und besseres Leben führen als wir. Und wie du dir sicher vorstellen kannst, verstärken soziale Medien diesen Eindruck, da die meisten Menschen dazu neigen, stets die besten Momente ihres Lebens mit ihren Freunden zu teilen.

Während manche Personen darum bemüht sind, ihre Lebenssituation mit Dankbarkeit und Wertschätzung zu begegnen, gibt es jene, die ein Doppelleben führen müssen, um ja nicht das Gefühl zu bekommen, dass ihnen etwas entgehen könnte.

Man könnte also auch hier sagen, dass der Fremdgeher sein Beziehungswohl aufs Spiel setzt, um in den Genuss eines Doppellebens kommen zu können. Es gibt ihm das Gefühl, dass er nichts verpasst und mit all den Personen mithalten kann, die ein scheinbar besseres Leben führen als er.

Die Unterschiede zwischen Mann und Frau beim Fremdgehen

Es ist schwer zu sagen, welche Menschen eher dazu neigen, ihren Partner früher oder später zu betrügen. Denn Fremdgehen ist nicht nur immer von den Charaktereigenschaften eines Menschen abhängig. Viel eher kann das Zusammenspiel zwischen Persönlichkeit und der Situation eines Menschen dazu führen, dass jemand trotz glücklicher Beziehung fremdgeht.

Generell kann man jedoch sagen, dass laut Studien Männer etwas häufiger fremdgehen als Frauen. Doch interessanterweise gibt es zwischen Mann und Frau große Unterschiede, wenn es um die Gründe geht, die sie dazu verleiten, auch in einer glücklichen Beziehung ihren Partner zu betrügen.

Männer haben es sehr viel schwerer als Frauen, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Das führt häufig dazu, dass der sexuelle Kontakt zu Frauen für sie einer der wenigen Möglichkeiten ist, um ihre leidenschaftliche Seite auszuleben. Sollte der Sex in der Beziehung ausbleiben, fehlt vielen Männern somit auch die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse auszuleben und eine Verbundenheit zu spüren. Deshalb orientieren sich einige Männer selbst dann um, wenn sie ansonsten mit ihrer Beziehung zufrieden sind, aber aufgrund sexueller Differenzen in der Partnerschaft ihre leidenschaftliche Seite nicht mehr ausleben können.

Frauen hingegen gehen in den meisten Fällen aus anderen Gründen Affären ein. Ihnen geht es seltener um den Sex, sondern um die emotionale Seite, die sie ausleben können, wenn sie einem anderen Mann als ihrem Beziehungspartner näherkommen. Man könnte also behaupten, dass sie eher dazu neigen, emotionale Affären einzugehen, wohingegen Männer sexuelle Abenteuer suchen.


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