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Eine Bindungsphobie ist eine Furcht vor Bindungen und wird oft mit Personen in Verbindung gebracht, die Schwierigkeiten haben, sich auf eine Beziehung einzulassen. Sie kennzeichnet ein Gefühl der Bedrängnis in Situationen, die dieser Person Engagement und Hingabe abfordern. Was sind die Ursachen für dieses Problem und wie kann man eine Bindungsphobie überwinden?

Bindungsphobien verstehen

 

Unter einer Bindungsphobie versteht man die Hingabe oder Verpflichtung einer Person gegenüber einem anderen Menschen. Eine Furcht vor ihr kann dazu führen, dass das Leben des Individuums in verschiedenen Wegen beeinflusst wird. Der Begriff wird in der Regel für Menschen gebraucht, die Bindungen in romantischen Beziehungen um jeden Preis verhindern möchten.

Bindungsängste können aber auch einen Schüler beispielsweise dazu bringen, dass er keine Zeit und Mühen investiert, um langfristige schulische Erfolge erzielen zu wollen. Diese Angst vor Verpflichtungen führt bei einigen Menschen dann dazu, dass sie ihre eigenen Karrieremöglichkeiten sabotieren.

In einer romantischen Beziehung kann sie Menschen davon abbringen, langfristige Bindungen einzugehen und sich emotional auf jemanden einzulassen. Viele dieser Individuen verspüren aber das Bedürfnis eine langfristige Beziehung einzugehen, während sie zur gleichen Zeit bei dem Gedanken Unbehagen verspüren. Ist dies der Fall, so kann eine Therapie in der Regel Ursachen erkenntlich machen, die für diese Gefühle der betroffenen Person verantwortlich sind.

Ein Paar hält Händchen

Die gedanklichen Muster einer Bindungsphobie

 

Generell kann man jedoch zwischen drei verschiedenen gedanklichen Mustern einer Person differenzieren, die sie zu einer Bindungsangst führen.

Ängstlich-zerstreut: „Ich möchte eine Beziehung führen und dir nahe sein. Ich glaube jedoch, dass du mich ablehnst, wenn wir uns näher kommen und du mich besser kennenlernst.“

Abweisend-vermeidend: „Ich brauche dich nicht und möchte auch nicht, dass du von mir abhängig wirst.“

Ängstlich-vermeidend: „Ich habe das Verlangen in einer Beziehung zu sein, aber habe auch Angst davor, dass ich bei dem Versuch verletzt werde.“

Menschen mit einer Bindungsphobie können den Gedanken, eine Beziehung einzugehen, in einigen Fällen akzeptieren, zeigen dann im Verlaufe der Beziehung jedoch eine zunehmende Distanz. Dies äußert sich dadurch, dass die Person sich im Laufe weniger Wochen oder Monaten aus der Beziehung immer mehr entzieht. Einige Betroffene flüchten von einer intensiven Partnerschaft in die nächste, ohne sich Gedanken darüber zu machen, warum die Versuche nicht erfolgreich waren. In diesem Fall können die unreflektierten Beziehungsversuche eine Furcht vor weiteren Verletzungen mit sich ziehen und eine Angst vor Bindungen hervorrufen.

Es gibt aber auch Individuen, die langfristige Beziehungen bewusst meiden, da sie kein Bedürfnis für emotionale Bindungen empfinden. Stattdessen gehen sie sexuelle Freundschaften ein und begnügen sich mit One-Night-Stands.

Die Präferenz für kurzfristige Beziehungen muss aber nicht unbedingt etwas mit einer Bindungsphobie zu tun haben. Anzunehmen, dass eine Person, die lediglich kurzfristige Beziehungen eingeht, eine Angst vor Bindungen oder persönliche Probleme hat, ist nicht immer ratsam.

Pärchen küsst sich auf einem Berg

Bindungsphobie in einer Beziehung

 

Auch wenn sich Betroffene bereits in einer Beziehung befinden, können sie Bindungsängste empfinden. Möchte man eine Bindungsphobie überwinden, sollte man jedoch die drei verschiedenen Arten von Bindungen kennen, die Menschen eingehen.

Persönliche Bindung: Hierunter versteht man das persönliche Bedürfnis der Person, in einer romantischen Beziehung zu sein. Die Person bindet sich an einen Partner, da das aufrichtige Interesse besteht, die Beziehung aufrechtzuerhalten.

Moralische Bindung: Manche Menschen führen Beziehungen aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Wertevorstellungen. Sie haben das Bedürfnis die Beziehung zu verlassen, halten jedoch an ihr fest, da sie im Glauben sind, damit das Richtige zu tun.

Strukturelle Bindung: Sozialer Druck oder auch ein Mangel an alternativen Optionen bei der Partnerwahl veranlasst Menschen dazu, ihre Beziehung nicht aufgeben zu wollen. Eventuell wurde aber bereits viel Zeit und Energie in eine Partnerschaft gesteckt. Unter diesen Umständen können die Investitionen, die die Person bereits geleistet hat, sie dazu motivieren, die Beziehung nicht aufgeben zu wollen.

Bindungsgründe können sich aber in einer Beziehung im Verlaufe der Zeit ändern. So kann es sein, dass eine Person zu Beginn der Beziehung eine persönliche Bindung zu ihrem Partner hat und nach einigen Jahren nur noch eine strukturelle Bindung.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass romantische Beziehungen, die auf einer persönlichen Bindung basieren, am erfolgreichsten sind. Verantwortlich dafür ist die intrinsische Motivation der Liebenden, Beziehungsprobleme gemeinsam zu lösen. Partnerschaften, die auf einer strukturellen Bindung basieren, werden in der Regel dann beendet, wenn die äußeren Umstände eine Trennung begünstigen.

7 typische Signale einer Person mit Bindungsphobie

 

  • Betroffene wechseln ihre Partner besonders oft
  • Sobald eine gewisse Verbindung mit der betroffenen Person aufgebaut wurde, distanziert sie sich zunehmend
  • Sie meiden emotionale Nähe
  • Themen wie Liebe, Partnerschaft oder Familie sind für sie Tabuthemen
  • Der/die Betroffene will Familienangehörige und Freunde dem Partner nicht vorstellen
  • Sie neigen dazu Treffen andauernd kurzfristig abzusagen und sind unzuverlässig

Wie kann man eine Bindungsphobie überwinden?

 

Um eine Bindungsangst überwinden zu können, muss die betroffene Person erst einmal eingestehen, dass sie von dieser Angststörung betroffen ist. Sobald dieser Schritt überwinden wurde, kann die Person therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, um die Angst vor Beziehungen bekämpfen zu können. Ein Therapeut wird der/dem Betroffenen helfen können die Ursachen, die für die Angststörung verantwortlich sind, ausfindig zu machen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn es sich bei den Problemen um traumatische Erfahrungen handelt, die ohne professionelle Hilfe nicht beseitigt werden können.

Wie der Partner unterstützen kann

 

Leidet dein Partner unter einer Bindungsangsphobie, so kannst du Hilfe leisten, indem du ihm/ihr versicherst, Fehler machen zu dürfen. Spürt dein Partner, dass er/sie unter allen Umständen geliebt und wertgeschätzt wird, ist dies eine gute Grundlage für eine gesunde Beziehung. Du reduzierst dadurch den Druck der Person, da dein Verständnis und deine Geduld eine beruhigende Wirkung haben kann.

Mann und Frau in einer On-Off-Beziehung unterhalten sich

Wie kann die betroffene Person ihre Bindungsphobie überwinden?

 

 

Finde einen Therapeuten

Suche einen Therapeuten, der dir dabei helfen kann, die Ursachen deiner Bindungsangst zu finden. Besonders ratsam wäre es jemanden aufzusuchen, der sich auf Beziehungsprobleme spezialisiert hat.

 

Finde heraus, ob falsche Vorstellungen deine Angst schüren

Eventuell hast du gewisse Vorstellungen von einer Beziehung, die für deine Bindungsangst sorgen. Auch wenn die meisten Personen Angst vor einer emotionalen Bindung haben, gibt es Individuen, die eine Beziehung vermeiden, da sie gewisse Konsequenzen fürchten.

Betroffene fürchten beispielsweise oft, dass sie durch eine Beziehung ihre Freiheiten verlieren oder bei der Partnerwahl eine falsche Wahl treffen und dies später bereuen werden. Eine Partnerschaft bedeutet viel Arbeit und kann manchmal recht monoton sein. Während es Menschen gibt, die diese Dinge wertschätzen und besonders die Sicherheit einer Beziehung haben möchten, kann derselbe Gedanke bei Personen mit Bindungsängsten Panik hervorrufen.

Vielleicht handelt es sich bei deinen Vorstellungen einer Beziehung aber auch um unrealistische Erwartungen. Sollte dies der Fall sein, gilt es ein Gespräch mit deinem Partner (oder potenziellen Partner) zu führen. Bei dieser Unterhaltung kannst du deine Befürchtungen äußern und die Sichtweise der anderen Person kennenlernen, die deine Bindungsangst vielleicht lindern kann.

 

Versuche selbst Ursachen in deiner Vergangenheit zu finden

Viele Menschen haben eine Bindungsphobie, da sie in ihrer Vergangenheit äußerst negative Erfahrungen mit Beziehungen gemacht haben. Wenn du dir Zeit nimmst und die bedeutsamsten Beziehungen deines Lebens Revue passieren lässt, kannst du vielleicht Erlebnisse ausfindig machen, die für deine Angst sorgen.

Auch wenn ein Therapeut als Gesprächspartner die bessere Option wäre, könnte dein bester Freund/deine beste Freundin dir Unterstützung leisten und dir zuhören. Familienmitglieder können dir dabei helfen, indem sie ihre Sicht der Dinge schildern. Vielleicht können sie sich an bedeutsame Beziehungen deiner Kindheit erinnern, die dir selbst nicht eingefallen sind.

Folgende Ereignisse traten häufig bei Menschen ein, die unter einer Bindungsangst leiden:

  • Ihre Eltern haben sich in ihrer frühen Kindheit geschieden.
  • Sie haben bereits Missbrauch in einer vorherigen Beziehung erlebt.
  • Beziehungen wurden bisher abrupt beendet. Die betroffene Person fürchtet, dass hinter der nächsten Beziehung die gleiche Gefahr lauert.

 

Überlege dir, welche Ziele du hast

Nehme dir die Zeit zu überlegen, was du für deine Zukunft geplant hast. Kommen Beziehungen in deinen Visionen vor und hast du dir bereits vorgestellt, einmal eine Familie zu haben? Wenn du deine Überlegungen mit deinem Partner teilst, kann es sehr gut sein, dass dein Freund/deine Freundin Vorstellungen äußert, die nicht deiner Geschwindigkeit entsprechen und dir Unbehagen bereiten (zum Beispiel, wenn er/sie bereits in den nächsten Jahren eine Familie gründen möchte). Teile diese Gefühle am besten umgehend mit! Nur so könnt ihr herausfinden, ob ihr beide für eine langfristige Partnerschaft kompatibel seid und eure Zukunftsvorstellungen vereinbar sind.


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