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Ist eine Freundschaft zwischen Mann und Frau möglich? Kaum eine Frage wird kontroverser diskutiert und sorgt dafür, dass hitzige Debatten ausgefochten werden. Und noch immer scheint es keine eindeutige Antwort auf diese Frage zu geben.

Vertrauen wir einfach unseren alltäglichen Erfahrungen, so scheint es nicht nur glaubwürdig zu sein, dass eine Freundschaft zwischen Mann und Frau möglich ist – viel eher scheinen sie sogar ständig vorzukommen. Denn immerhin scheinen beide Geschlechter koexistieren zu können, ohne ständig ein spontanes Schäferstündchen miteinander haben zu müssen.

Es gibt jedoch einen Grund zur Annahme, dass die unzähligen platonischen Freundschaften zwischen Mann und Frau häufig nur eine Fassade sind, und hinter ihr intensive sexuelle Impulse stecken, die oftmals unter der Oberfläche verborgen bleiben.

Freundschaft zwischen Mann und Frau – Eine Studie

Es gibt wissenschaftliche Studien, die sich mit genau dieser Frage beschäftigten. Ihre Befunde bestätigten, dass es sehr wohl möglich ist, dass unsere Wahrnehmung uns täuscht. Denn oftmals steckt hinter diesen vermeintlichen Freundschaften eine von uns kaum wahrnehmbare romantische Spannung, die nur darauf wartet, ausgelebt zu werden.

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben Forscher 88 Paare – bestehend aus Mann und Frau, die vorgaben nur eine platonische Freundschaft miteinander zu führen – untersucht. Bei der Untersuchung wurde viel Wert darauf gelegt, dass die Ergebnisse von den jeweiligen Probanden diskret behandelt wurden, damit etwaige unangenehme Wahrheiten ihre Freundschaften nicht gefährdeten. Sollte nämlich einer der beiden Probanden vorgeben, Gefühle oder sexuelles Interesse an seinem/ihrem Freund/in zu haben, hätten die Beziehungen der Probanden gefährdet sein können, sollten die Gefühle von der anderen Person nicht erwidert werden.

Nachdem die Paare voneinander getrennt wurden, stellte man ihnen eine Bandbreite an Fragen, die ihren Freund/ihre Freundin betrafen. Mithilfe von Fragebögen erörterte man, ob die Probanden Gefühle für ihre Freundschaft hegten.

Das Ergebnis der Studie

Die Ergebnisse, die bei dieser Untersuchung herauskamen, legen nahe, dass es sehr große Unterschiede in der Art und Weise gibt, wie Männer und Frauen ihre platonischen Freundschaften mit dem anderen Geschlecht wahrnehmen. Erstaunend war nämlich die Tatsache, dass Männer viel häufiger sexuelles Interesse an ihren weiblichen Freunden hatten, als umgekehrt. Ebenso zeigte sich, dass Männer häufiger fälschlicherweise dachten, dass ihre weiblichen Freunde sexuelles Interesse an ihnen hätten. In der Regel neigten die untersuchten Männer dazu, die Attraktion, die Frauen für sie empfanden, stark zu überschätzen.

Auch die untersuchten Frauen neigten dazu, ihre männlichen Freunde komplett falsch einzuschätzen. So konnte die Untersuchung zeigen, dass die meisten Frauen kein sexuelles oder romantisches Interesse an ihren männlichen Freunden hatten und überwiegend die Überzeugung vertraten, dass ihre körperliche Antipathie auf Gegenseitigkeit beruhte.

Ebenso wurde ersichtlich, dass es grundlegende Unterschiede bei den Geschlechtern gibt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit wäre, einen guten Freund als potenziellen Beziehungspartner in Erwägung zu ziehen. Männer gaben an, kaum einen Unterschied zwischen einer vergebenen und einer alleinstehenden Freundin zu machen. Frauen hingegen wussten den Beziehungsstatus ihrer männlichen Freunde zu respektieren und gaben überwiegend an, kein Interesse daran zu haben, einen vergebenen Freund als potenziellen Sexualpartner in Betracht zu ziehen.

Die Ergebnisse zeigen also, dass es eher Männer sind, die Schwierigkeiten damit haben, „nur Freunde“ zu bleiben. Auch wird aus diesen Ergebnissen ersichtlich, wie extrem unterschiedlich beide Geschlechter ein so simples Phänomen wie eine Freundschaft interpretieren können.

Frauen, so könnte man sagen, geht es in ihren Freundschaften mit Männern tatsächlich um rein platonische Bedürfnisse, die sie befriedigen möchten. Männer hingegen neigen dazu, in ihren vermeintlichen „Freundschaften“ mit dem anderen Geschlecht mehr als nur gute Freundschaft zu sehen.

Diese Befunde legen also nahe, dass die Frage, ob Mann und Frau miteinander befreundet sein könnten, problematisch ist. Sie geben uns einen Grund zur Annahme, dass viele der platonischen Beziehungen, die wir im Alltag erleben, nur äußerlich einer reinen Freundschaft gleichen. Würde man jedoch etwas tiefer graben und einen transparenteren Einblick in die Gedankenwelt einzelner Individuen gewinnen können, würden wir mit der nüchternen Realität konfrontiert werden und zumindest bei Männern Sexualität als Hauptmotiv wahrnehmen.

Freundschaft und das Problem mit der Friendzone

Wie die oben erwähnte Untersuchung zeigt, haben Männer und Frauen oftmals mit sehr verschiedenen Motiven zu kämpfen, wenn es um ihre Freundschaften mit dem anderen Geschlecht geht.

Das große Problem bei zwischengeschlechtlichen Freundschaften ist jedoch, dass die Vorteile, die beide Geschlechter sich jeweils erhoffen, mit Kosten auf der anderen Seite verbunden sind. Auf Frauen lastet der Druck, sich mit den sexuellen und romantischen Bedürfnissen ihrer Männerfreunde auseinandersetzen zu müssen. Männer hingegen empfinden die Zeit, die sie vergebens damit verbringen, aus einer Freundschaft mit einer Frau etwas Intimeres werden zu lassen, anstrengend und nicht selten auch frustrierend. Doch welche besondere Rolle spielt hierbei die Friendzone?

Befindet man sich in der Friendzone, so bedeutet es im Grunde genommen, dass eine Beziehung zwischen Mann und Frau besteht, die sich im Ungleichgewicht befindet. Denn immerhin werden Bedürfnisse und Erwartungen nicht auf beiden Seiten gleichermaßen befriedigt.

Während der Mann hoffnungsvoll und frustriert darauf wartet, dass seine vermeintliche Freundschaft irgendwann etwas für ihn springen lässt, werden andererseits die platonischen Bedürfnisse der Frau befriedigt.

Aber auch wenn dieses Phänomen am häufigsten vorkommt, ist es wichtig anzumerken, dass beide Geschlechter beide Seiten der Medaille erfahren können. So gibt es natürlich unter Umständen auch wenige Ausnahmen, in denen der Mann an einer reinen Freundschaft interessiert ist, während die Frau sich erhofft, dem Mann durch die mit ihm verbrachte Zeit näherkommen zu können.

Hervorsticht jedoch bei zwischengeschlechtlichen Freundschaften, dass sie fast immer mit unbefriedigten Bedürfnissen auf mindestens einer Seite verbunden sind und deshalb häufig früher oder später für Frustration sorgen können.

Sicher ist jedoch, dass eine Freundschaft zwischen Mann und Frau unter gewissen Bedingungen funktionieren kann. Deshalb möchte ich im Nachfolgenden auf Tipps eingehen, wie eine solche Freundschaft gelingen könnte.

Wie eine Freundschaft zwischen Mann und Frau funktionieren kann

Freunde arbeiten an einem Projekt

Entwickelt ein Verständnis für eure Bedürfnisse

Nicht selten kommt es vor, dass man sich nur auf das interessiert, was man selbst möchte. Dabei vergisst man häufig, dass die Menschen, die uns umgeben, individuelle Bedürfnisse haben, die sich stark von unseren eigenen differenzieren können.

Während manche nur Gemeinschaft suchen, sehnen sich andere nach Ressourcen. Manche wollen Sex, andere wiederum suchen die Liebe ihres Lebens.

Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht nur ein Verständnis dafür entwickeln, sondern die unterschiedlichen Motive unserer Mitmenschen respektieren. Dies trifft nicht nur auf unsere Freundschaften, sondern auch auf alle anderen Beziehung zu, die wir im Laufe unseres Lebens eingehen.

Vermeide es deshalb, dich oder andere für ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte beschämen zu wollen. Nur auf diesem Wege kannst du sicherstellen, dass auch anderen es leichter fallen wird, deine Wünsche zu respektieren.

Spielt mit offenen Karten und kommuniziert eure Intentionen

Erst dann kommt Frustration zustande, wenn nicht offen und ehrlich über Ziele gesprochen wird. Stelle dir folgende Beispiele vor:

  • Ein Mann gibt vor, lediglich an einer Freundschaft mit einer Frau interessiert zu sein, obwohl er sich mehr erhofft.
  • Eine Frau lässt sich auf eine Freundschaft Plus-Beziehung mit einem Mann ein, obwohl sie schon zu Beginn mit dem Gedanken gespielt hat, wie schön es wohl wäre, eine aufrichtige Partnerschaft mit ihm zu führen.

In beiden Beispielen hätte man sich viel Zeit, Energie und Frustration ersparen können, wenn man von vornherein geklärt hätte, welche Absichten mit der Freundschaft verfolgt werden.

So gibt es Frauen, die bereits im Voraus kommunizieren, dass sie nicht an einer lockeren Sache mit einem Mann interessiert und lediglich auf der Suche nach einer bedeutungsvollen Beziehung sind. Ebenso verstehen intelligente Männer, dass wenn sie ihre Bedürfnisse befriedigt haben möchten, es vorteilhafter wäre, von vornherein mit einer Frau klaren Tisch zu machen und sie nicht in die Irre zu führen. Denn häufig kommt es vor, dass Männer Frauen monate- oder gar jahrelang eine Freundschaft vorspielen, in der Hoffnung, zeitnah ihre romantischen und intimen Bedürfnisse erfüllt zu bekommen.

Erkenne daher, wie wichtig es ist, im Voraus offen und ehrlich zu klären, was du wirklich willst. Denn nichts ist unangenehmer, als an einer Freundschaft festzuhalten, die in Wirklichkeit etwas ganz anderes ist.

Pärchen steht auf einem Steg

Ist eine Freundschaft zwischen Mann und Frau möglich? – Ein Fazit

Wenn wir unsere Hand aufs Herz legen, müsste man diese Frage in den meisten Fällen mit Nein beantworten.

Unter Umständen kann eine solche vermeintliche Freundschaft sinnvoll sein, wenn sie als Vorreiter einer richtigen Partnerschaft gelten soll. Doch in den meisten Fällen wird eine solche Freundschaft nur darauf hinauslaufen, dass mindestens eine Person ihre wahren Bedürfnisse nicht befriedigt bekommt und diese Beziehung demnach unausgeglichen ist.

Das erklärt unter anderem, warum die Friendzone, die bis vor einigen Jahren den meisten Menschen noch ein Fremdbegriff war, heute immer mehr in der Öffentlichkeit in den Fokus rückt. Und genau dieses Phänomen ist verantwortlich dafür, dass sowohl Männer als auch Frauen ihre wertvolle Zeit und Energie verschwenden, die sie im Idealfall für die Erfüllung ihrer Bedürfnisse einsetzen sollten.

Wie bereits gesagt, ist eine platonische Freundschaft zwischen Mann und Frau aber unter der Berücksichtigung entscheidender Faktoren nicht ausgeschlossen. Die Voraussetzung dafür ist, dass man Ziele klar kommuniziert und jemanden findet, der die gleichen Bedürfnisse hat, als man selbst.


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