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Wenn der Partner Depressionen hat, kann man sich hilflos und beunruhigt fühlen. Denn immerhin sind Depressionen hartnäckig zu bekämpfen, da es sich dabei um eine Volkskrankheit handelt, die besonders in der heutigen Zeit viel Aufmerksamkeit bekommt und aufgrund ihrer Komplexität viele Fragen aufwirft.

Depressive Partner hinterlassen oft den Anschein, dass ihnen alles gleichgültig sei und nicht selten sind sie die meiste Zeit des Tages von einer tiefen Traurigkeit betroffen. Oft sind sie antriebslos, scheinen stets müde zu sein und zu allem eine negative Haltung zu haben. Deshalb ist es nur berechtigt, wenn Partner einer depressiven Person mit den Symptomen dieser Krankheit oftmals überfordert sind. Einerseits möchten sie dem Menschen, den sie lieben, helfen und andererseits scheinen sie alles falsch zu machen – egal was sie tun und wie liebevoll ihre Absichten auch sein mögen.

Aber auch depressive Menschen haben in ihren Beziehungen zu kämpfen. Häufig werden ihre Symptome missinterpretiert und werden als lustlos und faul bezeichnet, obwohl es ihnen häufig wahnsinnig schwerfällt, selbst für die einfachsten Anforderungen, die das Leben an sie stellt, genügend Kraft aufzubringen. Das bedeutet also, dass depressive Menschen nicht nur mit ihren Symptomen zu kämpfen haben, sondern häufig auch mit ihrem sozialen Umfeld, das nicht selten verständnislos oder überfragt mit der Krankheit umgeht.

Entwickelt man aber ein Verständnis für die Perspektive des Leidenden, ist es durchaus möglich, angemessener mit der Sache umzugehen. Die nachfolgenden Tipps sollen dir als Wegweiser dabei helfen. Doch bevor wir uns den Empfehlungen zuwenden, sollten wir uns erst einmal mit der Frage auseinandersetzen, wie unterschiedlich Depressionen von Männern und Frauen wahrgenommen werden.

Depressionen und ihre Auswirkungen auf die Geschlechter

Laut der WHO waren im Jahre 2017 322 Millionen Menschen von Depressionen betroffen. Das sind mehr als 4,4 % der Weltbevölkerung. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass es mehr als 18 % Menschen im Vergleich zu 2007 waren. In Deutschland alleine schätzt man die Anzahl Betroffener auf 4,1 Millionen, also circa 5,2 % der Bevölkerung. Die Erfahrungen, die man mit dieser psychischen Erkrankung bisher machen konnte, zeigen also, dass Menschen jeden Alters und Geschlechts davon betroffen sein können.

Zwar gibt es allgemeine Tipps, denen man Partnern von depressiven Menschen mit auf den Weg geben könnte, aber es gibt auch wichtige Informationen darüber, wie Depressionen sich spezifisch auf Männer und Frauen auswirken können.

Depressionen bei Frauen

Bei Frauen werden Depressionen fast zweimal häufiger diagnostiziert als bei Männern. Dafür sind unter anderem biologische Faktoren verantwortlich. So können sich hormonelle Änderungen bei der Menopause oder bei Schwangerschaften stark auf das psychische Wohlbefinden einer Frau auswirken. Aber auch die Tatsache, dass sich die gesellschaftlichen Anforderungen gegenüber Frauen im Verlaufe der letzten Jahrzehnte stark verändert haben, spielt eine wichtige Rolle. Deshalb ist es nicht unüblich, dass einige Frauen Depressionen entwickeln, weil sie mit der Fülle an Anforderungen überfordert sind und stets mit dem Gefühl zu kämpfen haben, nicht zu genügen.

Möchte man einer depressiven Frau helfen, ist es wichtig, ihre Anzeichen zu erkennen. Betroffene Frauen weinen häufiger, haben ein vermindertes Interesse daran, sich mit ihrem sozialen Umfeld auseinanderzusetzen und neigen dazu, häufiger schlafen zu müssen als gesunde Frauen. Nicht selten äußert sich die psychische Belastung bei ihnen auch darin, dass ihr Essverhalten sich stark verändert. So versuchen beispielsweise einige Frauen, ihrem Leidensdruck durch exzessives Essen entgegenzuwirken.

Depressionen bei Männern

Depressionen äußern sich bei Männern in der Regel anders als bei Frauen. Während Depressionen bei Frauen häufiger zu einer Traurigkeit führen, neigen einige Männer dazu, ihr Leid durch Aggressionen und Wutausbrüche auszudrücken. Das führt dazu, dass es in einigen Fällen schwieriger ist, Depressionen bei Männern zu erkennen, da Außenstehende annehmen, dass sich Depressionen in einer Traurigkeit äußern müssen.

Aber auch der soziale Druck, der auf Männern lastet, führt dazu, dass ihren Beschwerden häufig keine Aufmerksamkeit geschenkt wird. Denn bekannterweise haben einige Männer aufgrund von Vorurteilen Schwierigkeiten damit, offen und ehrlich über ihre Gefühle zu sprechen und sich anderen Menschen anzuvertrauen.

Zwar können sich depressive Männer genau so sehr isolieren wie Frauen, doch oftmals äußert sich die Krankheit bei ihnen durch den Drang, sich stets ablenken zu müssen oder Substanzen, wie zum Beispiel Alkohol, zu missbrauchen.

Schaut man sich Berichte der American Psychological Association an, wird es ersichtlich, wie sehr Männer mit Depressionen und der Bewältigung dieser Krankheit zu kämpfen haben – Männer neigen viermal häufiger dazu, Suizid zu begehen, als Frauen. Daher ist es besonders für Frauen wichtig zu erkennen, wie entscheidend der Beistand einer empathischen Frau für einen Mann sein kann.

Wenn der Partner Depressionen hat – Wie du Hilfe leisten kannst

Mann trinkt Kaffee und schaut aus dem Fenster

Informiere dich über die Symptome

Depressionen äußern sich nicht immer auf die gleiche Art und Weise. So erleben beispielsweise manche Personen Depressionen nur in Phasen oder sogenannten Episoden. Das bedeutet, dass sie einen völlig normalen Eindruck hinterlassen, bis sie sich in einer depressiven Episode befinden, die sie häufig dazu bringt, sich tage oder sogar wochenlang schlecht zu fühlen.

Unabhängig davon, wie sich die Depressionen deines Partners äußern – mit dieser Erkrankung umzugehen, kann für dich als Beziehungspartner sehr schwierig sein. Denn manchmal fühlt man sich verletzt oder abgewiesen, wenn man versucht, der betroffenen Person zu helfen. Unter solchen Umständen kann es hilfreich sein, wenn man sich ausgiebig über die möglichen Symptome einer Depression erkundigt, um damit die Perspektive des Depressiven besser nachvollziehen zu können.

Wie oben bereits erwähnt, ist die Lustlosigkeit ein häufig auftretendes Symptom von Depressiven. Durch sie fühlen sich Beziehungspartner oder Freunde manchmal abgelehnt oder unerwünscht, weil sie die Leiden der betroffenen Person persönlich nehmen. In solchen Momenten ist es wertvoll, sich über die Beschwerden eines depressiven Menschen im Klaren zu sein, um so verständnisvoller mit der Situation umgehen zu können.

Unterstütze die Behandlung der depressiven Person

Für manche von Depressionen betroffene Menschen sind die Symptome so überwältigend, dass sie Schwierigkeiten damit haben, den alltäglichen Pflichten des Lebens ordnungsgemäß nachgehen zu können – ob in der Schule, bei sozialen Veranstaltungen oder in der Partnerschaft. Andere Menschen hingegen bemerken nicht einmal, dass sie von Depressionen betroffen sind. Nicht selten denken sie, dass sie lediglich eine Phase durchmachen und es deshalb keinen Grund zur Sorge gäbe.

Dann kann es vorkommen, dass sie davon überzeugt sind, die Krankheit im Alleingang bewältigen zu können. Doch wie jahrzehntelange Erfahrungen mit Depressionen zeigen, verbessert sich eine Depression selten ohne eine ordnungsmäßige Behandlung. Und genau da kannst du als Beziehungspartner ins Spiel kommen – indem du deinen Partner dazu ermutigst, eine Therapie zu machen und bei der Bewältigung tatkräftig Unterstützung leistest.

So könntest du im Voraus Hilfe leisten, indem du deine Sorgen äußerst oder mitteilst, wie du bereits einige Symptome im Alltag wahrnehmen konntest. Lass deinen Beziehungspartner wissen, dass du dazu bereit bist, eine Behandlung zu unterstützen.

Frau lehnt sich an einen Jungen an

Konzentriert euch gemeinsam auf die kleinen Ziele

Für einen depressiven Menschen kann selbst die Aufgabe, aus dem Bett aufzustehen, schon unglaublich schwer sein.

Als Beziehungspartner kannst du unterstützen, indem du tatkräftig daran arbeitest, kleine Ziele zu formulieren und Anerkennung zu schenken, wenn diese bewältigt werden. So könnte eine große Aufgabe, wie zum Beispiel das Aufräumen eines Zimmers, kleiner gestaltet werden, indem man sich erst einmal darauf konzentriert, den Schreibtisch im besagten Zimmer aufzuklaren. Auf diesem Wege hilfst du deinem Partner dabei, sich Schritt für Schritt der Normalität anzunähern und vermittelst deinem Beziehungspartner das Gefühl, bereits einige Erfolge verzeichnen zu können.

Auch wenn sich das Wohlergehen der depressiven Person mit einer Behandlung bessern wird, ist es wichtig, dass du bis dahin Geduld und Verständnis beweist.

Achte stets auf dein eigenes Wohlergehen

Wenn man mit den Leiden einer depressiven Person konfrontiert wird, möchte man als Beziehungspartner am liebsten alle Probleme lösen und alles menschenmögliche tun, um die Normalität wieder einkehren zu lassen. Sei dir jedoch sicher, dass du die Depressionen einer anderen Person nicht kontrollieren oder eindämmen kannst.

Stattdessen wäre es ratsam, dass du stets darauf achtest, dich selbst nicht zu verausgaben. Möchtest du deinem depressiven Partner helfen, ist es genauso wichtig, dass du bei deiner Hilfeleistung gesund bleibst und dein eigenes Wohlergehen stets priorisierst.

Sorge deshalb stets dafür, dass du deine eigene Gesundheit unter Dach und Fach hast, bevor du den Versuch startest, einem depressiven Menschen zu helfen. Dies könntest du zum Beispiel sicherstellen, indem du deine Grenzen klar definierst. Damit meine ich, dass deine eigene Gesundheit bei dem Versuch, Hilfe zu leisten, darunter leiden könnte und es deshalb nicht ratsam wäre, rund um die Uhr für die betroffene Person da sein zu wollen.

Setze deshalb bereits im Voraus fest, wie weit du bei deiner Hilfe gehen möchtest. Denn immerhin bist du nicht der Therapeut deines Partners und daher haben deine Kompetenzen und deine Verantwortung ihre Grenzen.

Frau ist überfordert und steht sich selbst im Weg

Liebe bedingungslos

Nicht selten fühlen sich Menschen, die von einer Depression betroffen sind, verantwortlich für ihren Leidensdruck. Einerseits haben sie mit ihren Symptomen zu kämpfen, andererseits sind sie sich darüber im Klaren, wie belastend das Ganze auch für die Menschen in ihrem Umfeld sein kann. Deshalb haben viele von ihnen das Gefühl, für ihren Partner eine unnötige Last darzustellen.

Diesem Gefühl kannst du entgegenwirken, indem du dich stets darum bemühst, deinem Partner das Gefühl zu geben, bedingungslos geliebt zu werden. Wenn es also einmal vorkommen sollte, dass du verärgert oder überfordert bist, kannst du deinem depressiven Partner versichern, dass du über die Krankheit und nicht ihn verärgert bist.

Vermeide es, deinen depressiven Partner heilen zu wollen

Wenn der Partner Depressionen hat, sollte man sich von dem Versuch fernhalten, die Person von ihrer Erkrankung heilen zu wollen. Halte dir immer vor Augen, dass du nur dabei helfen kannst, die Symptome besser zu bewerkstelligen und vergiss nicht, dass du selbst nichts tun kannst, um den Zustand der depressiven Person zu verbessern. Mit Sicherheit weiß dein Partner das bereits und deshalb wird er nicht davon überzeugt sein, dass du dafür da bist, um seine Probleme zu lösen.

Viele von Depressionen betroffene Menschen haben mit Personen in ihrem Umfeld zu kämpfen, die ständig davon überzeugt sind, genau zu wissen, was man tun müsse, wenn man mit Depressionen zu kämpfen hat. Sie geben schlaue Ratschläge und sorgen mit ihren oftmals gut gemeinten Tipps lediglich dafür, dass sich die betroffene Person missverstanden und nicht vollkommen akzeptiert fühlt. Folglich passiert es häufig, dass die depressive Person sich von solchen Menschen distanziert und sich isoliert – und folglich wird es besonders schwer, die hilfsbereite Person an seiner Seite zu sein, die bei einer Therapie Unterstützung leisten will.

Erkenne deshalb, wie sehr du einem depressiven Menschen das Gefühl geben kannst, eine wahre Vertrauensperson zu sein. Distanziere dich von der Idee, die betroffene Person heilen zu können, denn ansonsten besteht das Risiko, dass du zukünftig vermieden wirst.

Das Schlimmste, was einer depressiven Person passieren kann, ist, dass sie das Gefühl entwickelt, keine Bezugsperson im Umfeld zu haben, der sie sich voll und ganz anvertrauen kann. Du hast daher die Chance, eine besondere Bindung zur Person aufzubauen, während andere womöglich versuchen, den Besserwisser zu spielen.


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