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Intimität ist mehr als nur die körperliche Nähe zu einem anderen Menschen. Neben dem Vertrauen und den Gefühlen, die wir für die Person hegen, kann auch die besondere Aufmerksamkeit oder das Verständnis, das wir für diesen besonderen Menschen aufbringen möchten, dazugezählt werden. Man könnte also sagen, dass Angst vor Intimität in der Beziehung das Gefühl ist, welches wir verspüren, wenn die besondere Person immer mehr ein Teil unseres Selbst wird und die Grenzen zwischen beiden Menschen fließend werden.

Es ist nachgewiesen, dass Menschen, die intime Beziehungen zu anderen führen, in der Regel weitaus zufriedener mit ihrem Leben sind als die, die ohne Partner ausbleiben müssen. Demnach ist es nur verständlich, wenn unsere Sehnsucht uns dazu treibt, Intimität mit anderen Menschen aufzubauen. Doch wie verhält es sich bei Personen, die Angst vor Intimität in der Beziehung haben? Solche Personen müssen oft erleben, wie alleine der Gedanke sich auf einen anderen Menschen einzulassen und intim zu werden, Ängste hervorruft. Die Wissenschaft ist sich sicher, dass die Ursachen für solche Fürchte oftmals in der Kindheit liegen.

Problematisch ist diese Angelegenheit, weil die meisten Männer und Frauen, die versuchen diese Hürde zu überwinden, kläglich scheitern und in der Regel nicht wissen, was sie gegen ihre Angst vor Intimität tun könnten. Deshalb gehe ich im Nachfolgenden auf die wichtigsten Informationen ein, die eine Angst vor Intimität in der Beziehung ausmacht und gebe dir Tipps, mit denen du hoffentlich schon sehr bald wieder angstfrei die Nähe zu anderen Menschen suchen wirst.

Was eine Angst vor Intimität in der Beziehung wirklich bedeutet

Wenn wir Angst vor Intimität haben, wird es zur Herausforderung, einen anderen Menschen an uns heranzulassen – sowohl körperlich als auch emotional. Dadurch werden Beziehungen mit anderen Personen, ganz egal, ob es sich dabei um Freunde, Familie oder romantische Partner handelt, um ein Vielfaches komplizierter. Betroffene Personen neigen nämlich dazu, bei einer Angst vor Intimität ein Schutzschild hochzufahren, wann immer andere Menschen ihnen zu nahe kommen. Verantwortlich dafür sind aber immer wir selbst, denn diese Angst vor Intimität hat selten etwas mit einer anderen Person zu tun. Deshalb fällt es sowohl Männern als auch Frauen häufig schwer, sich einen Reim auf ihr Problem zu machen und ihren Schutz vor Menschen fallen zu lassen, die ihre Nähe brauchen.

Einerseits sehnt man sich nach Liebe und möchte alles tun, um seinen Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen. Doch genau dann, wenn eine liebenswerte Person diese Zuneigung schenken will, fühlt man sich unheimlich unwohl. Selbst die Menschen, die die besten Intentionen haben, werden dann abgeblockt und weggedrückt.

Mann raucht eine Zigarette am Fenster

Was für eine Angst vor Intimität in der Beziehung wirklich verantwortlich ist

Verantwortlich für solche Ängste ist der Bindungsstil, der früh in unserer Kindheit etabliert wurde und ein Leben lang unsere Beziehungen beeinflusst.

Wenn man als Kind einen sicheren Bindungsstil gelernt hat, bedeutet es im Grunde genommen, dass immer dann, wenn wir in Zeiten unserer Hilflosigkeit Hilfe von unseren wichtigsten Bezugspersonen brauchten, diese auch bekommen habe. Ganz egal, ob wir unzufrieden waren, Schmerzen empfunden und uns die Seele aus dem Leib geweint haben, waren unsere Eltern immer da, um uns zu versichern, dass unsere Gefühle völlig normal sind und sich eine zuständige Person um uns kümmert. Kinder, die hingegen einen unsicheren Bindungsstil erlebt haben, haben in der Regel all diese Erfahrungen seltener erlebt und führen deshalb auch im späteren Verlauf ihres Lebens Beziehungen zu ihren Mitmenschen, die von Misstrauen geprägt sind. Ebenso können besonders ängstliche Eltern, die unsichere Bindungsstile führen, durch die Art und Weise, wie sie ihre Kinder erziehen, ihre Fürchte an ihre Nachkommen weitergeben.

All diese frühen Erfahrungen, die wir gemacht haben, beeinflussen alle Beziehungen, die wir bereits mit anderen Menschen eingegangen sind oder in Zukunft eingehen werden. Und da Personen, die Angst vor Intimität in ihren Beziehungen die negativen Gefühle, die mit ihrer Furcht verbunden ist, meiden möchten, lassen sie all die Emotionen, die sie empfinden, nicht zu. Sie verstecken ihre Gefühle tief in ihrem Inneren und hoffen in ihrer Verzweiflung, dass sich ihre unverstandenen Probleme eines Tages einfach in Luft auflösen werden. Wichtig zu verstehen ist, dass diese negativen Erwartungen bei vielen Menschen dazu führen, dass sie zu selbsterfüllenden Prophezeiungen werden. Das bedeutet, dass sie bereits pessimistisch und ängstlich an ihre Beziehungen herangehen und unbewusst dabei mitwirken, diese zu sabotieren.

5 Anzeichen, dass du Angst vor Intimität in der Beziehung hast

Oftmals wissen Männer und Frauen gar nicht, wie sehr sie ihr Leben durch ihr Intimitätsproblem belasten. Nicht selten dauert es viele Jahre, bis sie einen Punkt erreichen, an dem sie realisieren, dass in ihren Partnerschaften etwas völlig schiefläuft und sie womöglich selbst dafür verantwortlich sind.

Um zu wissen, ob die Angst vor Intimität auch auf dich zutrifft, könnten die nachfolgenden Anzeichen dir Aufschluss darüber geben.

  • Du fühlst dich unwohl bei dem Gedanken, Nähe zuzulassen, obwohl du dich nach ihr sehnst. Zwar möchtest du die Vorzüge der Zweisamkeit genießen, aber musst immer wieder feststellen, wie du dir selbst dabei im Weg stehst und deine Partnerschaft sabotierst. Dein Beziehungspartner hat dadurch Schwierigkeiten, eine bedeutsame Nähe zu dir aufzubauen.
  • Du öffnest dich nicht gegenüber deinen Beziehungspartnern. Wenn ernste Probleme einmal auftreten sollten, tust du dich schwer damit, offen und ehrlich deine Gefühle zu äußern. Dabei meidest du sogar gewisse intime Themen. Deinem Beziehungspartner „Ich liebe dich“ zu sagen, ist deiner Ansicht nach mit Risiken verbunden, weil du dadurch deine Verletzbarkeit zeigst. Im Gegenzug hörst du oftmals von dir nahestehenden Menschen, dass du emotional distanziert bist.
  • Du schaffst es nicht, langfristige Beziehungen aufrechtzuerhalten. Immer wieder musst du feststellen, dass deine Pläne, eine funktionierende Partnerschaft zu führen, nach hinten losgehen. Typischerweise gehst du kurzfristige Beziehungen oder Affären ein, die bereits nach kurzer Zeit im Sande verlaufen.
  • Wenn es brenzlich wird, suchst du Abstand. Du hast Schwierigkeiten damit, die Gefühle deines Partners nachzuvollziehen und suchst die Distanz, wenn Angelegenheiten zu intim oder emotional werden.
  • Du schwörst auf deine Unabhängigkeit. Um eine Ausrede für deine gescheiterten Beziehungen zu finden, redest du dir häufig ein, dass du eine unabhängige Person bist und Freiheit brauchst. Im nächsten Moment jedoch trauerst du der Zweisamkeit hinterher und wünscht dir, dass du einen Menschen hast, der dir nahe steht und an deiner Seite bleibt.

Wie du die Angst vor Intimität in der Beziehung überwinden kannst

Frau sitzt traurig auf dem Bett

Diese zwei Dinge kannst du unternehmen, um deine Angst vor Intimität in den Griff zu bekommen.

Reagiere, wenn du wahrnimmst, dass du dich von anderen distanzierst

Wann immer du dich von anderen Menschen emotional oder körperlich zu sehr distanzierst, wirst du das an ihrem Verhalten wahrnehmen können, da sie wie eine Art Spiegel deiner Gefühle fungieren können. Nehmen wir an, dass sich jemand dir annähern möchte und du auf die gewohnte Art und Weise reagierst – indem du die kalte Schulter zeigst und nichts an dich heranlässt. Die Menschen, die mit dir interagieren, werden dieses Verhalten wahrnehmen und folglich in ihrer Unsicherheit sich von dir distanzieren. Denn sie wissen nicht, wie sie dein Verhalten interpretieren sollen und nehmen deshalb an, dass es womöglich am besten wäre, deinem Wunsch nach Einsamkeit nachzugehen.

Achte darauf, ob Menschen ängstlich oder wütend auf dein Verhalten reagieren, wann immer du dich distanzierst. Erkenne in solchen Momenten, dass diese Personen für deine Gefühle nicht verantwortlich sind und du fälschlicherweise deine Ängste auf sie projizierst. Distanzierst du dich von diesen Menschen, vergrößerst du nicht den Abstand zu den Gefühlen, die du meiden möchtest.

Sollten intensive Gefühle dich überwältigen, ist es wichtig, diese zu spüren und zu akzeptieren. Denn nur so hast du die Möglichkeit, dem ständigen Verlust von Menschen, die Nähe zu dir aufbauen möchten, zu unterbinden.

Erkenne die Emotionen anderer und lasse dich nicht von deinen Vermutungen leiten

Viele Menschen, die mit der Angst vor Intimität leben müssen, haben Schwierigkeiten damit, die Emotionen ihrer Mitmenschen richtig zu interpretieren. Sie glauben fest daran, dass sie von anderen Menschen nicht akzeptiert werden und verschließen sich deshalb. Folglich werden ihre Vermutungen zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung, weil ihre Einsamkeit für sie als Bestätigung ihrer Vermutung, nicht liebenswert zu sein, gilt. Lässt man dies zu, läuft man Gefahr, die Anzeichen seiner Mitmenschen zu ignorieren. Und demnach fällt es schwer, auch ihre Emotionen richtig zu deuten.

Mache es dir deshalb zur Aufgabe, noch intensiver auf die Emotionen anderer einzugehen. Menschen mit Angst vor Intimität sollten dauernd Rücksprache mit den Personen halten, denen sie sich annähern möchten. Solltest du also einmal unsicher darüber sein, was jemand empfindet, kannst du von direkter und offener Kommunikation profitieren. Informiere dich also stets über das, was im Inneren der anderen Person vor sich geht, um deine eigenen Zweifel dadurch zu mindern.

Warum eine Therapie eine gute Idee sein kann

Natürlich kann man einiges unternehmen, um die Angst vor Intimität in der Beziehung in den Griff zu bekommen. Doch besonders bei Betroffenen, die stark unter ihrer Situation leiden, kann es manchmal sein, dass ein Therapeut die Hilfe darbietet, die den großen Unterschied macht.

Denn wie bereits erwähnt, sind solche Ängste in der Regel mit Erinnerungen und Traumata aus der Kindheit verbunden. Deshalb kann ein Therapeut dabei helfen, diese frühen Erfahrungen zu verarbeiten oder Ursachen ausfindig zu machen, die für solche Ängste zuständig sein könnten.


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