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Wir alle wissen, wie es sich anfühlt, wenn man an einer schwierigen Beziehung festhält, obwohl man weiß, dass es eigentlich besser wäre, sie zu beenden. Ist es die Gewohnheit, die uns davon abhält, endlich einen Schlussstrich zu ziehen? Oder ist alleine die Chance, dass die Beziehung sich vielleicht doch noch zum Besseren verändert ein Grund dafür, warum eine Trennung so schwer zu bewerkstelligen ist? Im Nachfolgenden möchte ich 4 Gründe nennen, warum uns Schluss machen so schwerfällt.

Unsere Erinnerungen täuschen uns

Einer der größten Probleme, mit denen wir konfrontiert werden, wenn wir Schluss machen, sind unsere Erinnerungen, die uns Streiche spielen. Viele Menschen überschätzen ihre Erinnerungen und haben ein falsches Verständnis davon, wie das menschliche Gedächtnis eigentlich funktioniert. Nicht selten denken sie, dass alle Erinnerungen, die wir im Gedächtnis haben, perfekte Momentaufnahmen unserer Erlebnisse sind – was absolut nicht der Wahrheit entspricht.

Da wir an die Unfehlbarkeit unserer Erinnerungen glauben, verpassen wir die Tatsache, dass zum Beispiel unser Gemütszustand und unser emotionales Befinden einen großen Einfluss darauf hat, wie wir Personen oder Geschehnisse erinnern. Fehlen uns die nötigen Informationen, um eine Erinnerung fehlerfrei im Gedächtnis wiederzugeben, neigt das Hirn oft dazu, die fehlenden Informationen mit neuen zu überschreiben. Auf diesem Wege fühlen sich die Bilder, die wie vor Augen haben, tatsächlich so an, als wenn sie damals genau so passiert wären.

Frau überlegt, ob sie noch eine Chance hat

Ein gutes Beispiel für die Fehlerhaftigkeit unseres Gedächtnisses sind sogenannte Blitzlichterinnerungen, bei denen Betroffene versuchen, ehemalige Ereignisse, die sie mit starken Emotionen verbinden, zu erinnern. So befragte man über dreitausend Menschen nach dem Anschlag auf das World Trade Center über Details, die sie wahrnehmen konnten. Dieselben Fragen wurden den gleichen Personen nur wenige Jahre später noch einmal gestellt und man konnte feststellen, wie die Befragten nun überwiegend etwas ganz anderes berichteten. Trotzdem waren sie alle davon überzeugt, sich ganz genau erinnern zu können.

Ziehen wir es in Erwägung, eine Beziehung zu beenden, haben wir mit dem Problem zu kämpfen, dass positive Erinnerungen in der Regel detailreicher in unserem Gedächtnis vorhanden sind. Während Gedanken, die wir mit negativen Emotionen assoziieren, viel eher in Vergessenheit geraten sind. Solltest du also einen Moment der Ruhe gefunden haben und dir überlegen, ob eine Trennung jetzt das Richtige wäre, wird es dir schwerfallen, ein richtiges Urteil zu fällen. Denn mit Sicherheit werden die positiven Momente, die du mit deinem Partner erlebt hast, überwiegen, und deine Entscheidungsfindung dadurch maßgeblich erschweren.

(Relevant: Soll ich Schluss machen? – 7 Anzeichen, dass es Zeit ist, Schluss zu machen)

Beendet man die Beziehung, ist man der Übeltäter

Ganz egal, auf welcher Seite einer Trennung man sich befindet, kann ein Beziehungsende für große Schmerzen sorgen. Vom Beziehungspartner „Es ist vorbei!“ zu hören, ist zwar grausam, doch auch Personen, die die Trennung initiieren, fühlen sich oft schlecht.

Viele Menschen sind von dem Gedanken abgeneigt, einem Partner, dessen Wohlbefinden man über lange Zeit als oberste Priorität ansah, das Herz zu brechen, selbst dann, wenn eine Trennung notwendig ist. Dennoch ist man kein besserer Mensch, wenn man an einer Beziehung festhält, nur um dem Partner nicht wehtun zu müssen. Denn früher oder später wird der Tag kommen, an dem Schlussstriche gezogen werden müssen. Sollte dein Partner dann herausfinden, dass du seit Monaten oder vielleicht sogar Jahren Liebe vorgespielt hast, wirst du mit deiner Vermeidungstaktik weitaus mehr Schaden anrichten, als wenn du die Beziehung sofort beendet hättest.

Frau ist nachdenklich nach Enttäuschung

Ebenso oft fällt es Menschen schwer, eine Beziehung zu beenden, weil sie nicht die Rolle eines kaltherzigen und unromantischen Beziehungsbrechers einnehmen möchten. Denn wie das Leben es manchmal will, kann es sein, dass man Gefühle, die man einst für jemanden hatte, nun nicht mehr verspürt. Für viele ist diese Tatsache etwas Unerträgliches, da sie selbst darüber erschrocken sind, wie ihre Gefühle sich in kurzer Zeit in Luft auflösen konnten.

Unabhängig davon, ob sexuelle oder romantische Differenzen zu der Inkompatibilität zweier Personen beigetragen haben, ist man kein besserer Mensch, wenn man sich nicht eingestehen möchte, dass man sich nicht mehr zum Partner hingezogen fühlt. Denn immerhin spielst du mit den Erwartungen und Hoffnungen deines Partners und nimmst ihm die Zeit, die er nach einer umgehenden Trennung nutzen könnte, um seine Lebensplanung den Umständen entsprechend anzupassen.

(Relevant: Wie man Trennungsschmerzen durchsteht)

Warum man Beziehungskiller nicht ignorieren sollte

Dinge in einer Beziehung zu tolerieren, die man eigentlich nicht tolerieren möchte, bedeutet nicht, dass man dadurch eine starke Person ist. Es ist unmöglich, alle Facetten eines Menschen zu Beginn einer Beziehung, teilweise sogar nach Monaten oder Jahren, vollständig kennenzulernen. Ebenso muss man sich vor Augen halten, dass Menschen sich im Laufe der Zeit drastisch ändern können und dadurch Eigenschaften, die vorher tolerabel waren, auf einmal unausstehlich sein können. Im Nachhinein herauszufinden, dass man so nicht mehr weiterleben kann, bedeutet lediglich, dass man den Verlauf einer Partnerschaft nicht absehen konnte und man sich im Partner irrte.

Mann und Frau trinken einen Kaffee

Man hat bereits so viel Zeit in die Beziehung gesteckt

Ein weiterer Grund, warum es vielen Menschen so schwerfällt, eine Beziehung zu beenden, ist die Zeit, die sie bereits in die Partnerschaft investiert haben. Deshalb gibt es auch viele Personen, die eine Trennung mit Aufgeben gleichsetzen und das Gefühl haben, die ganze Arbeit, die man bereits geleistet hat, mit einem Schlag in den Sand zu setzen. Sie würden viel lieber ein miserables Leben führen oder sogar unter ihren Umständen leiden, bevor sie diesen Schritt wagen.

Dieses Phänomen bezeichnet man im Englischen als sunk cost fallacy. Es besagt, dass Menschen dazu tendieren, an einem Vorhaben oder Projekt festzuhalten, wenn sie bereits Investitionen getätigt haben. Sie tun es selbst dann, wenn das Vorhaben bereits seit langem zum Scheitern verurteilt wurde und es keinen Sinn ergibt, noch weiter am Erfolg zu glauben. Anstatt sich auf die Möglichkeiten zu konzentrieren, die das Aufgeben des Vorhabens mit sich bringen könnte, fokussieren sie sich auf die Verluste, die durch ihre bereits getätigten Investitionen entstehen würden. Daher ist es nur verständlich, dass manche Menschen an ihren Beziehungen festhalten, weil Aufgeben sich für sie falsch anfühlt.

All die Mühen zu verlieren, die man bereits investiert hat, kann einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Drückt man jedoch nicht früh genug auf die Bremse, riskiert man lediglich, dass noch weitere Investitionen in die Beziehung getätigt werden und somit der Verlust immer weiter wächst.

(Relevant: 7 Tipps, mit denen du deine Beziehung verbessern kannst)

Schluss machen fällt schwer, weil man dann wieder alleine ist

Der letzte Grund, warum es vielen so schwerfällt, eine Beziehung zu beenden, ist die Angst davor, nach der Trennung wieder alleine zu sein. Viele würden lieber einen falschen Partner an ihrer Seite haben, als auch nur mit dem Gedanken zu spielen, viel Zeit wieder ungeliebt und alleine verbringen zu müssen.

Bei einem Großteil der Menschen spielt auch die Angst davor, vom anderen Geschlecht auf dem Dating-Markt wieder Ablehnung zu erfahren eine sehr große Rolle. Besonders dann, wenn die momentane Beziehung am eigenen Selbstbewusstsein nagt und man sich schlecht fühlt. Weiß man nicht, wie lange man ohne einen liebevollen Partner an der Seite auskommen muss, ist für viele Personen die Vorstellung, wieder nach einem neuen Partner suchen zu müssen, ein Albtraum.

Dabei wäre es ratsam, nach einer gescheiterten Beziehung die Zeit, die man alleine verbringen muss, sinnvoll zu nutzen. Denn nur auf diesem Wege besteht die Chance, die eigenen Fehler, die man in der Partnerschaft gemacht hat, ausfindig zu machen und zu beheben. Stürzt man sich jedoch gleich in eine andere Beziehung, ist das Risiko besonders hoch, am Ende genau die gleichen Fehler zu machen, die auch in der alten Beziehung zum Schluss geführt haben.

(Relevant: 8 Anzeichen, dass du in einer Rebound-Beziehung steckst)

Wie man mit der Angst vor Einsamkeit umgehen sollte

Es gibt keinen Weg daran vorbei, das Risiko der Einsamkeit einzugehen. Zwar besteht die Möglichkeit, dass der momentane Partner erst einmal der letzte Beziehungspartner sein wird, bevor man jemand anderes datet. Es ist jedoch wichtig, zu erkennen, dass es nichts bringt, an einer miserablen Beziehung festzuhalten. In vielen Fällen wird man dann feststellen, dass es weitaus besser ist, als Single zu leben, als an einer schlechten Beziehung festzuhalten und somit die Chance auf Zufriedenheit und Glück zu verpassen.

Einer Beziehung einen Schlussstrich zu setzen, kann ein sehr angsteinflößendes Unterfangen sein. Solltest du jedoch in einer Beziehung feststecken, in der du schon lange nicht mehr glücklich bist, wirst du feststellen, wie das Gewicht nach einer Trennung von deinen Schultern fallen wird. Und erst dann besteht überhaupt die Chance, dass du dich schon sehr bald auf einen neuen Menschen einlassen kannst, der vielleicht sogar eine vielversprechendere Zukunft für dich bereithält.


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